"Bist du auch alleine hier? Nee, ich auch nicht" Dendemann
„Wer kommt denn noch“ – Mädchen, so nannte ich damals eine überschaubare Gruppe von Mädels, die bei Einladungen oder einfachen Bescheidsagungen von anstehenden Gelagen oder gar bei den simpelsten Aktivitäten fragen mussten, wer denn noch alles so teilnehmen würde. Wir wohnten alle auf demselben Fleckchen Erde, nicht weit von einander entfernt. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass bei einem Ausflug an den See oder auf das nächste Dorffest bei den Kumpels angefragt wurde: wie, wo, wann, was. Der Event und das Zusammensein standen stets im Vordergrund. Allein die angesprochenen Mädels fragten zusätzlich noch: wer? Wer kommt denn noch?
Mal davon abgesehen, dass die Frage impliziert, man genüge nicht, war sie auf eine asoziale Art gerechtfertigt. Wir waren viele und selbst der Stamm bestand nicht grundsätzlich aus denselben Leuten. Traf mich die Frage, zählte ich genervt ein paar Namen auf, darauf bedacht genügend Frauennamen fallen zu lassen, damit das Verhältnis stimmte und jemand da war, mit dem sie auf die Toilette gehen konnte. Die Menge an Leuten war natürlich nicht entscheidend, man musste den richtigen Namen nennen, bzw. die falschen weglassen.
Richtige Namen: Typen, die gerade wieder solo waren.
Falsche Namen: Exfreunde oder Ranschmeißer.
Ich habe mir im Laufe der Zeit aus der Aufzählung einen Spaß gemacht, taktiert, welcher Name denn nun der ausschlaggebende ist, wer ist gerade aktuell. Wenn die Zeit knapp, die Party klein oder das Mädel zu dumm war, mein Augenverdrehen konnte sie am Telefon ja nicht sehen, fragte ich direkt nach den Namen, auf den sie wartete. Das wurde grundsätzlich mit einem „Ey, darum frage ich gar nicht, ich möchte nur nicht die einzige sein die mit dem Rad nach Hause muss.“, quittiert. Oder ähnlich interessante Begründungen, die übrigens nie eintrafen, sonst hätte man sie ja ohne weiteres geglaubt.
Was ich mir zu der Zeit fest vorgenommen hatte, aber nie zur Umsetzungen kam, war eine Party zu veranstalten auf der ausschließlich „Wer kommt denn noch“ – Mädchen erscheinen sollten. Durch geschicktes taktieren am Telefon hätte das mit Sicherheit hingehauen. Man muss halt nur die gegenseitigen Rückfragen unter den Mädels berücksichtigen. Es durften sich keine Widersprüche einschleichen. Das wäre doch was gewesen, die blöden Gesichter hätte ich gerne gesehen. „Die anderen haben abgesagt, dumm gelaufen, was machen wir denn nun?“
Hach, ich gebe zu, das habe ich versäumt. Die Gelegenheit einer Einladung eines der „Wkdn“ – Mädchen mit selbiger Frage zu begegnen, besteht dagegen weiterhin. Bei Hochzeiten, runde Geburtstagen oder Beerdigungen, sehe ich meine Chance. Da ist noch alles drin. Früher kam es nie dazu, die haben irgendwie nie großartig eingeladen… hm.
Zugegeben, mir ging das ständige Nachfragen ziemlich auf die Nerven. Zum einen, weil es eine einfache Sache vollkommen verkomplizierte, zum anderen das bereits angesprochene Abwerten gewisser Personen. Ihr Verhalten kam und kommt gerade wieder sehr divenhaft rüber, als wollten die Damen das nichtvorhandene Niveau mit Handtasche und Stöckelschuhen verteidigen, dabei waren sie vom Typ her eher grob - gesagt unterhaltsam, kumpelhaft oder einfach nur da. Das augenscheinliche Niveau, und im Nachhinein bin ich niemanden böse wenn er behauptet, dass es damals genau darum ging, wussten wir schon unten zu halten. Dafür waren wir bekannt.
Nachdem ich alle voraussichtlich anwesenden Personen an die „Wkdn“ – Mädchen denunziert hatte, war die schlimmste Reaktion darauf ein „Mal sehen“. Kein Ja, kein Nein. Das konnte nur eines bedeuten: Ich hatte einen Prozess in gang gesetzt. Die „Wkdn“ – Mädchen berieten sich untereinander, ob das Material denn auch genug Potenzial hat, um ihr Erscheinen zu rechtfertigen.
Wie gesagt, wir trafen uns schlicht, ein paar gesellige Menschen, die ihren Spaß hatten. Der planerische Aufwand war gering, bzw. schissen wir ins gemachte Bett. Eine einfache Sache. Nicht selten erhielt ich um 24 Uhr eine SMS, sie kämen eventuell noch vorbei, wer denn alles da sei? Reiner Hohn, zumal ich zu der Uhrzeit schon gar nicht mehr daran dachte. Grundsätzlich „Ich“ zu antworten, habe ich mich nie getraut, das verlegende Ausweichen, ja nun, du, du bist ja eh immer dabei…, wäre für alle Beteiligten peinlich geworden, aber vielleicht mal notwendig gewesen.
Der Grund weshalb ich trotzdem immer wieder bescheid gab, bzw. anfragte, ist so simple wie man sich das eben vorstellt.
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