Nach der Harald Schmidt Show am Dientag kam eine als
Dokumentation getarnte Reality Soap über eine Lastwagen fahrende Familie. Schön
zu sehen, dass ein allgemeines Interesse an dem Berufszweig des
Lastkraftwagenfahrers zu bestehen scheint. Angeschaut habe ich mir das trotzdem
nicht. Alles was ich über das Transportieren von Waren mittels 50 Tonnern wissen muss, weiß ich von
Martin oder Volker. Da Volker aber in seinen Erzählungen meist nicht über die vielfältigen
Einsatzmöglichkeiten von Sattelfett hinaus kommt, frischte ich vor ein paar
Wochen mein Wissen auf, indem ich bei Martin auf dem Bock mitfuhr.
Hoya – Augsburg – Oldenburg – Hoya. Ein echter Brummifahrer
könnte jetzt die Autobahnstrecken aufzählen, ich weiß nur, die ungeraden
Autobahnbezifferungen gehen von Nord nach Süd und die geraden von West nach Ost.
Zur Unterhaltung habe ich uns die 5. Staffel Stromberg ausgeliehen,
ansonsten gab es ja noch genug zu erzählen. Was in der oben erwähnten Sat.1 LKW
Doku Soap sicherlich nicht gezeigt wird, ist die Tatsache, dass viele Trucker
während der Fahrt irgendetwas aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik am
laufen haben und ich meine damit nicht den CD Player. Draußen war es nebelig
und 50 Meter Sicht sind im Ernstfall eh viel zu wenig, da ist es schon fast
egal, ob man geradeaus stiert oder etwas versetzt. So kann man argumentieren. Persönlich
kenne ich selbstverständlich niemanden der so etwas macht, aber man fragt sich
schon weshalb bei klarer Sicht LKWs auf Stauenden zurasen.
Welche wichtige Information ebenfalls in der Doku etwas
untergehen dürfte, falls es zu einer Zwangslage kommen sollte, die eine
unplanmäßige Verlängerung der Stehzeit einfordert, ist es unheimlich praktisch
vorher bei McDonalds eine handvoll Servierten eingesteckt zu haben. Es ist
einfach beruhigend zu wissen, wenn man sie hat.
Zudem erkennt man erfahrene Fahrer daran, dass sie es
irgendwie schaffen sich während der Fahrt auszuziehen um bei Kabinenlicht ihre
Kollegen nackt zu überholen…
Im Gegensatz zu meinem letzen Besuch, ist der Fortschritt ins Führerhaus
eingezogen. Radarwarner, Notebooks, Navigationsgeräte, die dich um die
Mautstationen schiffen, alles so nützlich wie verboten. komplett neu war mir
die elektronische Streckenaufzeichnung. Was früher ein Fahrtenschreiber analog
aufzeichnete, übernimmt jetzt eine Chipkarte, die man nicht so schnell austricksen
oder wenn die Polizei mit der Kelle winkt, verspeisen kann. Was natürlich immer
gut funktioniert, ist der Satz: „Tschuldigung, heute ist mein erster Tag.“
Der Betriebshof ist das Facebook der Brummifahrer und Verbrecher. Hier treffen
zwei denkbar schlechte Faktoren brutal aufeinander. Erstens, die meisten
Asphalt-Cowboys sind alleine in ihren Maschinen und gesellschaftlichen Umgang
nicht gewohnt und zweitens geht man davon aus, dass man den anderen so schnell nicht
wieder sehen wird. Diese Kombination lädt zum schwadronieren und Geschichten
erfinden ein. Der eine überlegt die Anschaffung eines weiteren Luxusartikels
oder die hübsche, distinguierte, polyglotte Freundin des anderen reist vergnügt
um die Welt. Eben alles Dinge, auf die man beim Anblick der Person nicht sofort schließen
würde. Ein anderes Indiz für die Angeberlust sind die Namensschilder hinter der
Frontscheibe, ganz schlimm, wenn die Humor vortäuschen sollen. Das glaube ich
denen nämlich auch nicht. Um dennoch angemessen kumpelhaft auf die Spinnereien
einzugehen, wird bei jeder Sichtung eines Bordells oder Rastplatzes, auf dem ein
zu offensichtlich geparkter VW Bus der T-Reihe steht, gehupt. Es wird sich
schon der richtige angesprochen fühlen.
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