Donnerstag, 31. Dezember 2009

Dienstag, 22. Dezember 2009

Marilyn Hausmann

"Meine Wohnung lebt, bebt, klebt, denn ich hab seit Dekaden nicht gefegt,
Gewischt, und alles, was dazu gehört
Hätt´ ich doch auf Mutti gehört:
Ach mein Sohn, wie oft hab ich dir schon gesagt,
Mach deinen eigenen Kack wech
Heute fängt sie schon zu kotzen an, sieht sie nur mein Backblech" Fischmob
Neben Fensterputzen, meine Fenster gehen wenigstens noch nach innen auf, weshalb ich sie trotzdem nicht putzen werde, ist Wischen das lästigste, was dir deine Wohnung abverlangen kann. Ich habe Laminat. Damit wird oft in den Wohnungsanzeigen geworben, obwohl es kaum Gründe dafür gibt. Laminat sieht nur aus wie Holz, ist aber Plastik, ein fußkalter Staubmagnet, der selten richtig verlegt wird und obendrauf angeblich sehr empfindlich ist.

Bei der Unterschrift des Mietvertrages ermahnte mich die Maklerin, den gerade neu verlegten Boden nur Nebelfeucht zu wischen. Laminat sei ja so empfindlich. Vor dem Einzug kaufte ich mir, billig billig, einen Wischmop, ohne irgendwelchen modernen Schnick Schnack. Im Grunde ein Kunststoffstiel mit Lappen unten dran. Die Vormieterin hat mir die Bude, und damit auch den Boden, blitzblank übergeben. Die ersten Monate gab es also keinen Grund für mich den Boden zu wischen. Eine Freundin teilte diese Meinung, meinte dennoch mir erklären zu müssen, wie man den Umgang mit dem Mop möglichst Nervenschonend über die Bühne bekommt. Sie empfahl beim Wischen immer ein Tuch bei sich zuführen, falls man zuviel Wasser auf den Boden geklatscht hat. Es besteht die Gefahr, dass der Boden sonst stumpf und oder wellig wird. Laminat ist ja so empfindlich. Ich sah schon die hinterlegte Kaution davon treiben. Meine Nervosität muss auf sie übergesprungen sein. Sie selbst stand kurz vor einem Umzug und wollte plötzlich los, ihren Laminatboden begutachten.

Mehr aus Neugierde als aus einer Notwendigkeit heraus, beschloss ich im Sommer dieses Jahres den Boden zu wischen. Bei geöffneten Fenstern ist die Bude wieder ratzfatz trocken, so meine Idee dahinter. Fläche Freiräumen, Fegen, Eimer, spezielles Reinigungsmittel, Warmwasser, Wischmop, Tuch, allein der Aufwand ließ die Erwartungen steigen. Im Grunde habe ich den Dreck vor mir her geschoben, bis an die Türschwelle ran.

Ein halbes Jahr später, also im Winter, genauer dieses Wochenende, wurde ich gezwungen den Boden ein zweites Mal zu wischen. Bisher haben die Socken den gröbsten Dreck aufgenommen, aber gegen den Schneematsch unter den Schuhen und das Gekleckse beim Kochen und Essen kamen die dünnen Businesssocken nicht mehr an.

Die Werbung würde diese Flecken als hartnäckig bezeichnen. Mal eben drüber gleiten war nicht, stattdessen war Schrubben angesagt. Der billige Teleskopstab des Mops hielt dem Druck nicht stand und brach in zwei Hälften, also musste ich in gebückter Haushälterinhaltung weitermachen. Auf Nebelfeucht war danach geschissen. Viel hilft viel. Auch auf taktisches Vorgehen, um Fußabdrücke auf der frisch gewischten Fläche zu vermeiden, verzichtete ich wohlwollend.
Hauptsache es bremst nichts mehr beim Moonwalk üben. Der Flur bleibt wie er ist, mit mehr Fußabdrücken versehen als der Walk of Fame. Solange draußen Schnee liegt ist das die reinste Sisyphusarbeit.
Die Auszeichnung zum Hausmann des Jahres hat mir meine Waschmaschine verliehen, in Form einer einzelnen Socke. Sowas passiert wirklich.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Avatar - Aufbruch nach Pandora

„Mein Blatt hat 3D Format, mein Stift ist Zauberstab“ Dendemann

Wenn mich mal meine Kinder fragen: „Wie war das denn damals für Sie, als der 3D Film in die hiesigen Lichtspielhäuser Einzug hielt?“, dann kann ich antworten: „yoah, schlecht nicht, schlecht nicht.“

Ich war gestern in dem ersten ernstzunehmenden 3D Film mit realen Schauspielern. Avatar - Aufbruch nach Pandora. Der Film ist ein edel verpacktes Der mit dem Wolf tanzt oder Pocahontas, wie ich gestern lernen durfte. Ein fremder Planet soll von seinen Rohstoffen befreit werden. Doof nur, dass die drei Meter großen, blauen Ureinwohner breitärschig auf den größten Rohstoffvorkommnissen des Planeten hocken. Die Aliens sehen aus, als ob Snoop Dogg der Blue Man Group beigetreten wäre. Um die Ureinwohner zu infiltrieren wird das Bewusstsein eines Menschen in gezüchtete Alienklone transferiert. Wie in Second Life. Bisher waren Wissenschaftler die Auserwählten für die Außenmissionen auf dem Planten mit der für Menschen giftigen Atmosphäre. Bis einer der Nachwuchswissenschaftler stirbt, weshalb dessen Zwillingsbruder den auf die DNA abgestimmten Avatar lenken darf. Ein verkrüppelter Exmarine. Er schafft es in den inneren Kreis der Ureinwohner aufgenommen zu werden und interpretiert die ganze Situation mit der Kolonisierung plötzlich anders. Überraschend kämpft er mit seinen neuen Brüdern und Schwestern gegen die Armee der Eindringlinge, die aus hirnlosen Söldnern besteht. Alles sehr vorhersehbar.
Erst die anfängliche Skepsis, dann die Verbrüderung mit dem Clan, dann der Verstoß aus Selbigen, erneutes Vertrauen gewinnen, Gemetzel, Happy End.

Aber wegen dem Storyboard war ich nicht im Kino. Nachdem sich die Augen an die neue Sichtweise gewöhnt haben, fallen die Effekte gar nicht mehr so sehr auf. Anfangs sieht man richtig wie Szenen nur gedreht wurden, weil man da so schön einen 3D Effekt einbauen konnte. Zehn Minuten hält das an, danach achtet man nicht mehr darauf und lässt es einfach auf sich wirken. Umso kleiner die Details, desto besser kommt die dritte Dimension rüber. Es ist nicht so, wie sich das viele vorstellen. Wenn ein Ball ins Bild geworfen wird, dann möchte man den nicht auffangen und man hält sich auch nicht schützend die Arme vor das Gesicht wenn ein Auto durch das Kino rollt. Wie gesagt, am besten kommen die kleinen Details, wie fliegender Dreck oder langsame Kamerafahrten. Es bringt den Film nicht voran, es stört aber auch nicht.

Letztendlich braucht 3D kein Mensch. Vermutlich ist das der Reiz dahinter, es ist so schön unnütze. In Filmen, die mehr auf das Drehbuch setzen, wird 3D nicht so gut ankommen. Die Gefahr ist natürlich groß, dass um die Effekte herum geschrieben wird. Ich lasse mich aber auch gerne vom Gegenteil überzeugen. Ins Actionkino gehe ich eh selten und Rambo funktionierte bisher auch prima in 2D.

Gedanke: Woody Allen könnte noch mal einen 3D Film drehen. Nicht weil er die neue Technik gut in seine Filme integrieren könnte, sondern weil alle im Kino Woody Allen Brillen auf hätten. Wäre ein tolles Bild. Das muss ihm doch die Tränen in die Augen schießen lassen.

Die Brille kauft man übrigens mit, bei jedem Besuch wieder. Vielleicht ändert sich das, wenn sich das Konzept durchgesetzt und jeder zweite so eine Brille zu Hause rum liegen hat.

Insidergag: Geht Gringo ins 3D Kino…

Montag, 14. Dezember 2009

Meister der blauen Pausen

„Wenn nichts passiert, dann bin ich meistens glücklich
Und dennoch muss ich immer etwas tun“ Sven Regener

Wenn man von dem was man sich vornimmt 50 Prozent in die Tat umsetzt, halte ich das schon für einen guten Schnitt. Kommt natürlich darauf an wie viel man sich vornimmt und wie umfangreich die Unternehmungen sind. Im Grunde ziemlich armselig, könnten es doch 100 Prozent sein. Ich meine, wo liegt das Problem?

Ich achte darauf, dass aus mir keiner wird, der Versprechen macht und im Voraus schon weiß, dass dies mehr eine Geste war, als wirkliches Interesse.
Wenn jemand sich etwas vornimmt, das nur ihn selbst betrifft, wie zum Beispiel in naher Zukunft reich, clean oder dünn zu werden, dann urteile ich da nicht drüber. Soll er. Man muss im Leben nicht immer auf Sieg setzen. Das darf gerne daneben gehen, wie gesagt, 50 Prozent halte ich für eine gute Quote.

Aber wenn man andere an seine genialen Vorhaben beteiligt oder selbst in die Pläne anderer mit einbezogen wird, Besuche, Ausflüge, Investitionen usw., dann liegt mir sehr viel daran, dass ich in Zukunft die betroffene Person, wenn sie wieder von einem Vorhaben berichtet, nicht belächle, sondern sagen kann: genau so wird es gemacht.
Zustimmen tue ich solchen Planungen nämlich fast immer. Warum nicht, denke ich mir. Irgendetwas muss man ja immer tun. Ich bin dabei. Hört sich doch gut an. Ja, natürlich sehen wir uns bald wieder. Na klar kannst du mich jederzeit besuchen kommen, aber ruf vorher an, ich könnte unter der Dusche stehen. Wohl wissend, dass meine voreiligen Zusicherungen, begleitet von einem Schmunzeln, immer noch mehr Wert sind als die leeren Gesten der anderen. Ideal wäre es natürlich wenn man es wie Hannibal Smith machen könnte und mindestens einmal pro Folge sagen dürfe: Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.
Leider läuft es heute noch oft wie in der Kindheit ab. Irgendetwas wird, mit dem Zusatz wenn du älter bist, versprochen, in der Hoffnung, dass dann Friede herrscht. Das Kind würde sich vielleicht, im Gegensatz zu mir, sogar trauen die richtige Antwort zu geben: Ein Scheiß wird passieren.
Aber es sind ja die Gesten und das Zwischenmenschliche was zählt. Nur kann ich nichts mit solchen Gesten anfangen. Das Einbeziehen deiner Person ist mit Sicherheit gut gemeint, was es aber gleichzeitig zu dem genauen Gegenteil von gut macht.

Menschen, die sich diesem Problem bewusst sind, erkennt man daran, dass sie gar keine festen Zusagen mehr machen. Man könnte sie ja an ihren Aussagen festnageln. Sich alle Optionen offen zuhalten, die Angst jemanden zu enttäuschen und seine Entscheidungen an anderen festzumachen sind jedenfalls keine Lösungen. Auch seine eigenen Worte mit einem „eigentlich“ und dem dazugehörigen Konjunktiv zu endkräftigen, finde ich genauso sinnfrei. Sätze in denen das Wort „eigentlich“ vorkommt, sind eigentlich gar keine Sätze, sogenannte Nullsätze. Jedem sollte sein Wort doch etwas wert sein, nur scheint es mir, dass viele das Vertrauen in sich und andere bereits verloren haben.
Oder auch nicht, mal sehen, sage ich dann…

Um dagegenzuwirken mache ich hier und jetzt aus meinem spekulativen „Natürlich wird das gemacht“ ein handfestes „genauso wird es gemacht“. Soweit ich mich entsinnen kann, habe ich dieses Jahr jedes Mal meinen Worten Taten folgen lassen. 100 Prozent Quote. Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.

Klar kannst du nächstes Wochenende hier pennen, Christoph
Ab Februar sind wir Nachbarn, Linus
Ich würde sehr gerne mit dir nach Russland fliegen, Julia
Im Mai wird gewandert, Martin
Ich spiele am kommenden Beach Soccer Turnier für den TUS
Und ich fliege mit euch nach Mallorca
Amsterdam steht, Martin

Freitag, 11. Dezember 2009

Partylift

„Gebt mir ein YEAH wenn ihr wisst was ich meine“ Dendemann

Es gibt gewisse Dinge, die steigern das Wohlbefinden von null auf hundert innerhalb einer Sekunde. Möpse. Auch. Aber worauf ich hinaus möchte sind Dinge, die man gezielter abrufen kann als Sonnenschein oder eben Möpse. Es geht um die Zeit vor dem ausgehen, vor dem rausgehen, vor der Party. Wenn das Befinden noch nicht für Wochenendeinsteigermusik wie Dusty Springfield oder A Tribe called Quest bereit ist, dann liegt es nahe, gemeinsam Filme oder Serien auf DVD zu schauen, anstatt ins Wochenende zu schwofen.

Bei mir ist es zum Beispiel die Serie Scrubs. Wenn man die schaut, bevor man irgendwo hinfährt, dann kommt man dort in der Regel total albern drauf und gutgelaunt an. Denselben Effekt haben Monty Python oder Family Guy.

Möchte man sich in eine coole, elitäre, leicht arrogant anmutende Haltung versetzen, sollte man den absoluten Geheimtipp Stuckrad bei den Schweizern anschauen. Schlag- und ausgehfertig nach neun Folgen genialem Einbahnstraßendialog von dem ehemaligen Autor der Harald Schmidt Show Benjamin von Stuckrad Barre.

Vergesst das Gefühl, das ihr habt wenn ihr auf eine Party geht, gerade von einem Konzert kommend, und auf die Frage warum ihr denn jetzt erst aufschlagt, mit: ich war eben noch auf einem Konzert, antworten dürft. Das ist nichts wert, wenn ihr vor der Party einen Helge Schneider Film mit Audio Kommentar vom Meister Himself geschaut habt. Außer bei Praxis Doktor Hasenbein, ihr werdet merken wieso. Etwas Bodenständigeres habe ich selten gehört und gesehen. Viel besser kann man Musik, Schauspiel und Charakter nicht verbinden. Man hat das Gefühl, die ganzen Erkenntnisse könnten abfärben, wenn man es nur oft genug schaut. Helge redet dich in eine beschwingliche Scheißegalhaltung hinein, ich möchte es gar Zufriedenheit nennen.

Wird das Milieu sozial auffälliger, empfehle ich den Film Menace II Society. In den 97 Minuten wird öfters das N-Wort benutzt als auf jeder ONYX Platte. Dazu werden Knarren schräg gehalten, Fastfood gefressen, Joints geraucht und ausschweifende Partys gefeiert mit dem dazu passenden Soundtrack. Der Film Kids haut in dieselbe Kerbe. So langsam sollte ich aus dem Alter raus sein mir solche vorpubertären Gangsterfilme anzuschauen, aber normalpubertäre Gangsterfilme wie Scarface sind so lähmend, die funktionieren nicht vor Partys in Nbg an der W.

Es ist unausweichlich, dass es in Verbindung mit Alkohol irgendwann losgeht sich gegenseitig mit lustigen Youtube Videos zu übertrumpfen. Noch in dieser Phase sollte man aufbrechen. Dieses Otto Waalkes typische „Einen hab` ich noch…“ hört nicht auf und man verpasst den Anschluss an Bus, Bahn oder Gesellschaft.

Was ich persönlich für eine sehr gute Idee halte, ist es klassische Musikvideos von DVD oder wer hat, von Festplatte eines DVD Recorders abspielen zu lassen. So hat man Musik und einen Blickfang. Den Rest kann man auf Konversation setzen. Das funktioniert noch besser, wenn man zuvor ein paar Stunden dieser „die lustigsten Homevideos“ Sendung aufgenommen und den dicken Kommentator rausgeschnitten hat. Beißende Hunde, fallende Skater, plumpsende Kinder, dumme Menschen allgemein garantieren in Bierlaune den einen oder anderen Lacher. Das läuft tonlos neben der smoothen Musik und wenn man mal nichts zu reden hat, schaut man da halt hin. Jackass oder ähnliche Formate werden sogar noch untertitelt und eignen sich perfekt für unter der Musik. Wo ich vorhin den Film Kids erwähnte, dort läuft im Hintergrund ein Skater Video. Sehr cool, aber da muss man schon eine gewisse Grundstimmung mitbringen und wie wir alle wissen, macht man sich durch nichts schneller unbeliebt, als tanzend einen Raum zu betreten.


Und das trinken dabei nicht vergessen.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Jahresrückblick 2009

"This is it, I can say
I’m the light of your world , run away
we can feel, this is real
Every time I’m in love that I feel" Michael Jackson

Was ihr hier lest ist die dritte Version des Textes. Erst wollte ich aufzählen was war gut, was war nicht so gut dieses Jahr, während ich das so aufschrieb dachte ich: ein Glück musst du das nicht lesen. Ist das Langweilig.
Beim zweiten Anlauf wollte ich es mir einfacher machen und stumpf eine Linkliste erstellen, die für sich sprechend, das Jahr rekapitulieren sollte. Nicht so schlecht die Idee, aber gewisse Dinge müssen abschließend gesagt werden, die ich so nirgends im World Wide Web fand.

Jetzt also doch einwenig plaudern.

Finanzkrise einander mal

2009 ist im Nachhinein betrachtet, und darum geht es ja bei einer Retrospektive, ein ziemlich ereignisreiches Jahr gewesen. Irgendwo las ich auch von 2009, dem Krisenjahr. Im Managermagazin womöglich. 2008 fing die Scheiße mit den Lehmann Brothers an. Letztes Jahr war ich ein frischgebackener, also arbeitsloser, Bauingenieur, der, falls er die Gelegenheit gehabt hätte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, eine ganze Versicherungsgesellschaft mit seinen Beiträgen durch die Krise hätte schleppen können. In der Zeit habe ich mich unter der Finanzkrise schön weggeduckt und Tabletten gegen meinen gereizten Spinalnerv gefressen, als wären es Nimm 2.
Im Dezember 2008 unterschrieb ich einen Arbeitsvertrag, der mir die Möglichkeit eröffnete nach Bremen zu ziehen. Die ersten Wochen wohnte ich noch bei einer Freundin, bis ich im Februar meine eigene Wohnung bezog.
Die eigene Wohnung. So mächtig wie das klingt ist es nicht. Ich finde es wichtig, dass man das mal sagt, sonst denken andere sie müssten um so etwas ein riesiges Geschiss machen. Abitur, erstes Auto, erster Arbeitsvertrag, erste Wohnung, 30, Kind, Hochzeit, Scheidung. Darauf darf man anstoßen, aber bitte erzählt mir nicht, wie heftig das alles ist.

Das alte, leidige Thema

Wenn Ärzte sich Röntgenbilder anschauen, sollten sie nicht fluchen. Allgemein sollten Ärzte nie fluchen. Mein neuer Neurochirurg verschrieb mir innerhalb von zwei Minuten eine Physiotherapie. Ich bekam letztes Jahr bereits Physiotherapien und ging dazu noch ins Fitnessstudio, ein speziell auf Bandscheibenprobleme abgestimmtes Programm. Besser wurde es nur für kurze Zeit. Was bei der Tortour letztendlich herauskam waren erneut Rückenschmerzen. Nun hat man in Bremen eine größere Auswahl an Ärzten und Kompetenzen. Der erneute Anlauf einer Physiotherapie verzeichnete früh Erfolge. Vor allem, weil mir endlich vieles richtig erklärt wurde. Die Psyche mischt sich ja in jede Krankheit ein und wenn es ein gebrochenes Bein ist. Seit ungefähr dem vierten Quartal kann ich gänzlich auf Tabletten verzichten. Selbst das Härteprogramm, Ostkurve im kalten Weserstadion, läuft problemlos ab. Die versprochene Besserung ist eingetreten. Leider wurde mir auch versprochen, dass ich eine vollkommene Heilung, mit der dazugehörigen Beweglichkeit, bei meinem Schreibtischjob ausschließen könne.
Die Schlacht ging aber erstmal an mich. Ich darf wieder Fußball spielen und habe im November mein erstes Spiel gemacht. Konditionell ungefähr auf demselben Niveau, auf dem sich Paul Gascoigne heute befinden dürfte, aber dafür sind die zwanzig Minuten, die mir vergönnt wurden, schmerzfrei abgelaufen. Ich konnte sogar einwenig brillieren.

Extrablatt, Extrablatt, alle Tot
Was wurde in diesem Jahr viel gestorben? Wenn ich die ganzen Einträge lese und die schlecht zusammengestellten Videos betrachte, mit dieser scheiß Musik unterlegt, dann hoffe ich, dass diese Social Network Blase bereits geplatzt ist, wenn ich abtreten muss.
Zeitweise fühlte ich mich richtig bedroht von Leuten, die mir ihre Links und Gruppeneinladungen schickten. Mir kam es vor wie am 11. September, als mir von überall her gesagt wurde, was ich zu empfinden habe.
Jeder soll auf seine Weise trauern, aber ich weigere mich zuglauben, dass es irgendwem hilft mit seiner Trauer besser fertig zu werden, indem er sie über das Internet verbreitet. 99 Prozent dieser „Trauernden 2.0“ geht es bei ihrer Anteilnahme nur um den Gutmensch Charakter, den man billig absahnen kann. Trauer, Pietät und Mitgefühl funktionieren im Stillen viel besser.
Einige machen sich noch nicht einmal die Mühe Rest in Peace auszuschreiben.
Und warum auf Englisch, warum nicht auf Chinesisch? Hat man sich das etwa irgendwo abgeschaut? Genau wie das Verhalten in solchen Situationen einfach kopiert wird? Nach dem Motto: Mein gewissen ist rein, ich habe ein Kreuz an den virtuellen Straßenrand gestellt?
Eine StudiVz Gruppe zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen zu gründen, macht aus dir noch lange keinen besseren Menschen.

Allgemein wurde sich dieses Jahr wie bescheuert auf Gutmensch Themen gestürzt: Trauer, Mitleid, Toleranz, Ein Herz für Blogs, daran sieht man mal wie verunsichert alle sind.

Der King of Pop lebt im Kühlregal

Die mediale Inszenierung von verstorbenen Personen des öffentlichen Lebens ist zum einen Berichterstattung und zum anderen ein Fluch für die Verbliebenen. Wenn es hieß Michael Jackson wurde in einem Studio gesehen, dann interessierte mich das genauso wie dessen Todesursache. Nämlich sehr. Was da dieses Jahr in den Medien passierte, war nur die logische Konsequenz eines arrangierten Lebens und die ganzen R.I.P. - Schreiber kaufen konsequenterweise die CD Regale leer.
Ich wurde tatsächlich von jemand gefragt, ob bei 6 GB Michael Jackson Material alles dabei sei…
Wen Michael Jackson nicht als Kinderstar oder Frontmann der Jacksons oder als Solokünstler erreicht hat, den hat er spätestens mit seinem Tod erreicht. Wie viele das letztendlich wirklich waren, soll jeder für sich einschätzen.
Ich bin mal gespannt, wann die Werbung Michael Jackson ausschlachtet, wie bei Elvis mit dem Curry King...

Courage und Suizid

Dominik Brunner wird vor lauter Zivilcourage von ein paar Jugendlichen erstochen und Robert Enke hat Depressionen und schmeißt sich vor einen Zug. Natürlich besteht besonders im zweiten Fall ein öffentliches Interesse. Nur wie mit der Trauer umgegangen wurde, war für viele wieder die falsche Art. Der Trubel war pietätlos und wer das behauptete war selber pietätlos und kann sich mal bitte jemand Gedanken um den Lokführer machen usw.
Hätten die mal alle die Schnauze gehalten. Klar haben die Medienmacher am Modell Michael Jackson gesehen, wie sich mit der Verunsicherung der Menschen und deren daraus entstehender Auseinandersetzung mit dem Reizthemen Tod und Anteilnahme, Kasse machen lässt. Wäre Michael Jackson noch am Leben, dann hätte es keine Kerner Sondersendung über den Tod von Robert Enke gegeben. Sage ich.
Wie wenig wirklich nachgedacht wird, sah man an dem Länderspiel Deuschland : Elfenbeinküste. Vor dem Spiel fanden eine Schweigeminute und sonstige Huldigen für den verstorbenen Nationaltorhüter statt. Es wurde nochmals an die schwere Last erinnert, die Robert Enke mit sich herum trug. Alles verständnis- und rücksichtsvolle Menschen im Stadion, denkt man. Als dann in der circa 70. Minute Mario Gomez eingewechselt wurde, wurde dieser von demselben Publikum, noch vor dessen ersten Ballkontakt, ausgepfiffen. Idiotie, wie sie die Simpsons-Macher nicht besser hätten inszenieren können.
Außerdem wette ich, dass Leser mich darauf ansprechen werden, dass ich ja selber Stellung nehmen würde und dass man so was nicht schreiben dürfe. Dazu kann ich nur sagen: lasst mich, ich habe Depressionen.

Apropos, das Thema Depression ist zurzeit total hip. Wenn jetzt eine weitere Staffel von Germanys next Topmodel laufen würde, dann gäbe es keine Diskussion über mangelnde Bildung oder Magersucht, sondern die dummen Bohnenstangen wären alle Depressiv. Mit Sicherheit.

Musik, Buch, Film – Glück ist positiver Cashflow
Musik, Buch und Film bleiben in Kombination ein guter Parameter um das Jahr einzuschätzen.

Ich bin oft ins Kino gegangen. Die kindliche Vorfreude musste ich mir nie erhalten, für mich wird der Kinobesuch immer ein Ereignis, auf das es sich zufreuen lohnt, bleiben. Egal wie der Film letztendlich war. Ähnlich wie beim Stadionbesuch, für Licht- wie Fußballspiel gilt: beides kann ereignislos ablaufen.
Ganz in meiner Nähe wohnt eine Videothek, mit einer bisher ungekannten Vielfalt. Man kann nachfragen, bekommt Empfehlungen und sogenannte Geheimtipps. Da kann das Internet nicht mithalten. Der Preis ist ungeschlagen, billiger als jede Abmahnung, weshalb ich auch dutzende Filme in diesem Jahr gesehen habe. Der beste von Ihnen war Inglorious Bastards.

Das Knalleralbum dieses Jahres kam bereits 2008 heraus. The way I see it von Raphael Saadiq. Ansonsten wurden 2009 viele gute Alben veröffentlicht. Jay Z, Reakwon, Jan Delay, Depeche Mode, U2, Air, Jochen Distelmeyer, Element of Crime, Muse, Williams usw. Wirklich gekauft habe ich mir davon keins. Das wird aber nachgeholt, sobald ich einen neuen CD-Player, bzw. mich mit iTunes angefreundet habe. Meine größte Aufmerksamkeit genießt weiterhin das totgesagte HipHop Genre und dem damit verbundenen Ausverkauf der Vinyl Scheiben. Eine Single für 3 Euro, Ein Album 6 Euro, bitte!
Viele gute Bands erschlossen sich mir, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte. Bei anderen, mir bekannten Interpreten, entdeckte ich wiederum in den Tiefen ihrer Discographie so manche Perle. Die Charts habe ich mir mittlerweile, eher unfreiwillig, völlig abgewöhnt.
Drei Jahre ohne MTV oder Viva gehen spurlos an einem vorbei.
Genau wie die großen Festivals wieder Mal an mir vorbei gingen. Trotzdem war ich, für meine Verhältnisse, auf vielen Konzerten vertreten. Ob die Band Live besser ist, kommt natürlich auf die Band an. Der Zustand Live garantiert noch lange kein gutes Konzert. Das denken häufig kleine Jungen mit Zahnspange, die trotz allem eine Chance bei Mädchen haben wollen, die genauso denken. Ich wurde aber nicht enttäuscht, gerade Kool Savas hat seit dem Splash Finale von 2005 nicht nachgelassen.

Meinen Vielleserstatus (ab 30 Bücher im Jahr. Habe ich mal irgendwo gelesen, was sonst?) dürfte ich knapp verfehlt haben. Ist mir eigentlich nicht wichtig, nur, wenn man die Zeit für Bücher findet, hat man anderes ebenfalls im Griff. Diesen Eindruck bekam ich jedenfalls über die letzten Jahre. Total simpel, wer braucht da noch Feng Shui?

Der Verein
Klinsmann ist dann doch voreilig entlassen worden, was natürlich einzig an den hohen Erwartungen lag. Experiment fehlgeschlagen und mit van Gaal auf nun mal sicher gehen. Von wegen. Schwierige Holländer. Die Saison verläuft nicht optimal, aber ich habe auch schon gute Spiele in diesem Jahr gesehen.
Was mich beruhigt, obwohl es gar keinen Grund zur Unruhe gibt, ist die Tatsache, dass Bayern selbst bei einem Neuanfang nach der Ära Hoeneß und einem eventuellen Scheitern van Gaals mit den jungen Spielern eine super Mannschaft zusammen hat. Kroos, Müller, Badstuber, Lahm, Schweinsteiger und Gomez sind über die nächsten Jahre eine gute Grundlage um Deutscher Meister zu werden. Wer die Mannschaft erweitern wird, seien es schwer zu haltende Stars wie Ribery, Robben oder Demichelis, oder ob neu eingekauft werden muss, ist dabei egal. Aber wie es aussieht nimmt alles ein glückliches Ende. Wie so oft.
Bayern Kontext gehört in jeden Jahresrückblick.

Dein Lieblingsmensch

Die Gefühlslage schwankte so vor sich hin. Ein paar Menschen haben mich positiv überrascht und andere hingegen nachhaltig enttäuscht. Nachhaltig ist gut... auch nicht mehr als sonst. Unabhängig von meiner Erwartungshaltung. Das betrachte ich aber als normal. Dafür kenne ich einfach zu viele Menschen, als dass es immer untereinander glatt läuft und außerdem ist es ja schon schwierig genug mit sich selbst klar zukommen. Leider habe ich viele Dinge, die ich ändern oder anpacken wollte, nicht geändert oder angepackt. Das muss ich mir vorwerfen lassen. Mir gegenüber.
Ich wollte die Hände mehr in die Hosentaschen stecken, anstatt sie in den Jackenärmel verschwinden zu lassen. Das sieht so unreif aus. Im Taxi wollte ich mich nach hinten setzen. Bei allen drei Taxifahrten in diesem Jahr saß ich wieder vorne. Das Thema Fremdsprachen habe ich fast aufgegeben, ich kann es einfach nicht. Guido, mach was.
Optimistisch gesehen, gehen mir für 2010 die Vorhaben so schnell nicht aus.
Das Archiv reflektiert mein Jahr im Grunde genug.

2009… This is it.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

Montag, 7. Dezember 2009

Truck me harder Mothertrucker

„Ich stehe zu meinem Laster wie Spediteure“ Dendemann

Mein Urlaub ist geplant. Wie ich bereits erwähnte, ist der klassische Club Urlaub nichts für mich. Urlaub ist sowieso das falsche Wort. Meine freien Tage in der ersten Juni Woche sind verplant, ist richtiger. Es geht auf Achse. Martin, der während der vorlesungsfreien Zeit sich das Geld für die horrenden Studiengebühren mit LKW Fahren verdient, fährt auch dieses Jahr wieder und nimmt mich sogar mit. Wir liefern Fracht aus in alle Herrenländer. Wahrscheinlich aber nur nach Dortmund oder Bochum, maximal Österreich. Hoffentlich Österreich. Vorgenommen hatten wir uns das schon lange, nur wie es halt so ist, jeder macht seinen Kram und schwups ziehen die Jahre ins Land.

50 Tonner. Das klingt nach Arbeit, ist es aber nicht. Nicht für mich. Eher Kategorie komfortabler Abenteuerurlaub. Jeden Tag wird mindestens ein Ganove zur Strecke gebracht.
Die heutigen Lastkraftwagen erinnern mehr an ein Wohnmobil mit Einbauküche als an ein Nutzfahrzeug. Luxus pur. Früher, als mein Vater noch Zuckerrüben zwischen alle Herrendörfer kutschierte, durfte ich hin und wieder mitfahren. Damals hatten die Trucks, wenn es hochkam, eine Schlafkabine direkt hinter dem viel zu harten Fahrersitz. Mein Vater behauptete einst, dass LKW Fahren erst richtig Spaß mache, wenn man Kolonne fahre. Er meinte damit wohl die halbstündigen Überholmanöver. Über Funk wurde verabredet, dass der hinterste LKW auf die linke Fahrbahn ausschert und die gesamte Autobahn hinter sich staut, die anderen vor ihm ziehen alle in die frei gewordenen Lücke und überholten. Bergauf.
Entdeckte man eine Kontrolle von der Rennleitung (Polizei), wurden entgegenkommende Kollegen mittels hochhalten der orangefarbenden Tachoscheibenverpackung gewarnt. So eine Kameradschaft findet man auf der Straße heutzutage nur noch in Motorradgangs.

Martin ist ein richtiger Mothertrucker. Jederzeit bereit die Tachoscheibe zu fressen oder bei schlimmeren Vergehen auch mal eine Entführung vorzutäuschen. Mein Job wird es sein Martin die Muntermacher in den Mund zu werfen und alles textlich zu dokumentieren. Bild- und Videomaterial wären, was die Beweislage angeht, ein Schuss ins eigene Bein. Ich bin mal gespannt, wann auf unserer Tour das erste Mal auf die Funkdisziplin geschissen wird. Das wird groß, Schmidt groß. Danach werden wir uns womöglich ein Jahr nicht wieder sehen wollen.

Donnerstag, 26. November 2009

Woo Hah!! Got You All in Check

"Ab und zu und ab und zu oft blick ich zu Boden
was soll ich euch noch erzählen außer ein paar kleinen Episoden" Dendemann

Wenn man bei mir die Straße runter geht, so grob Richtung Flughafen, dann kommt man zwangsläufig zu den hässlichen Mehrfamilienbauten, die bevorzugt von Familien mit Rotzlöffelkindern bezogen werden. Die Slums von morgen, schon heute. Diese 30stöckigen architektonisch einfältigen Skelettbauten markieren überall den Stadtrand. Es leben so viele Menschen auf engsten Raum gegeneinander, dass sich in der unmittelbaren Nähe eine eigene Infrastruktur bildet.

Meine Slums haben noch den ersten Anstrich und wirken so, als ob hier wirklich an ein fortschrittliches Wohnkonzept geglaubt wurde. Neben der Apotheke und dem Friseur gibt es einen Penny und einen Plus geradewegs gegenüber. Vor einer Gaststätte, die gleich mehrere Kegelbahnen aufbieten kann, sitzen Rentner im Jogginganzug, kombiniert mit Sandalen, und begaffen die Anwohner, um sie beim Falschparken zu erwischen.

Wenn die Sonne durch die Regenwolken bricht und auf den Sichtbeton scheint, dann komme ich mir vor wie an der Nordsee. Die ganzen Markisen und der falsche Italiener tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Braunschweigs Innenstadt ruft dieselbe Assoziation in mir hervor. Nordseeurlaub war nie so toll. Bis heute habe ich den Verdacht, dass meine Eltern mir irgendeine schlimme, in meiner Kindheit diagnostizierte, Krankheit vorenthalten. Anders kann ich mir diese Saunatherapien und Wattwanderungen nicht erklären.

Im Gegensatz zu den Slums leben in meinem Haus ganz genau acht Parteien. In letzter Zeit gab es eine große Fluktuation. Die Nachbarn unter mir sind ausgezogen. Schätze mal wegen mir. In meiner ersten Woche kamen die an meine Tür und schenkten mir diese filzigen Lärmblocker für unter die Stuhlbeine. Darauf fragten sie, ob ich hier nun wohnen bliebe oder ob die Vormieterin, dieses unkommunikative Trampeltier, wiederkommen würde. Da konnte ich sie beruhigen.

Neben mir wohnte ein junger Airbus Mitarbeiter und Mountainbikefahrer. Mountainbike in Bremen… Der ist jedenfalls auch raus und dafür ein junges Paar drin. Die sind ganz nett, von denen habe ich mir mal einen Korkenzieher geliehen. Unten links wohnt eine ältere Dame, die mit einem südländisch aussehenden Typen eingezogen ist. Auf dem neuen Klingelschild standen zwei Namen, also nicht verheiratet. Standen, weil eine Woche später der hintere Name grob weggerissen wurde. Den Mann habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Hat wohl nicht funktioniert. Jedenfalls wohnt die ältere Dame jetzt mit ihrer Tochter zusammen. Ob die Tochter volljährig ist, ist schwer einzuschätzen. Ansonsten hätte ich gesagt: scharfe Scherbe.

Im Hausflur habe ich vor kurzem vier junge Menschen getroffen. Höchstwahrscheinlich Studenten. Der einzige Junge unter ihnen und eine der jungen Frauen sahen aus, als ob sie direkt vom Mittelmeer hergezogen seien. Sie sprachen auch nur spanisch miteinander. Die anderen beiden Ladies waren, und diesmal bin ich mir absolut sicher, wahnsinnig Attraktiv. Abends hörte ich auf dem Flur wie Singer Songwriter Musik aus der Wohnung kam, was meinen ursprünglichen Verdacht, dass es sich hier um Stundenten und Spanier handeln müsse, bestätigte.

Bis auf diese zufälligen Begegnungen treffe ich nie jemanden aus dem Haus an. Dabei steigt nicht nur wegen der jüngeren Menschen mein Interesse an der Nachbarschaft.

Es interessiert mich brennend wer von denen meine Mülltonne mitbenutzt und wer die zweite Papiertonne beschlagnahmt hat und wer meine Zeitung aus dem Briefkasten klaut. Okey, dagegen habe ich nichts, es ist dennoch unheimlich. Ein anderer Mieter stopft dafür seine Tageszeitung und Reklame bei mir in den Kasten. Ist es derselbe, dem die Katzen im Flur gehören? Meine Pakete nimmt auch irgendwer unkommentiert entgegen und legt sie vor meine Tür. Nett, aber bei wem bedanken und wen schreiend aus dem Kellerverschlag anspringen, wenn er oder sie auf den Weg zu den Mülltonnen ist? Irgendwer lässt im Keller auch immer das Licht brennen. Wenn ich aus dem Haus gehe, sehe ich oft zwielichtige Gestalten hinter ihren Vorhängen stehen, wie sie mich beobachten, so, als ob ich der Böse wäre. Die führen bestimmt Buch, um ihre Anschläge besser planen zu können.

Wenigstens gibt es hier keine Rotzlöffelkinder.

Montag, 16. November 2009

Hygienegott mit Fahne

„Auf den Alkohol, dem Ursprung und die Lösung all unserer Lebensprobleme“ Homer Simpson

Hygienethemen sind sehr beliebt. In Blogform wie in Gesprächen, die keinen höheren Standard beanspruchen. Auf Partys oder mit Frauen zum Beispiel. Die Leute hören einem aufmerksam zu und lauern auf einen Fauxpas. Gleich verhaspelt er sich und gibt zu, dass er nur eine Unterhose besitzt. So in etwa. Oder das genaue Gegenteil tritt ein, dann ist man zu dekadent oder penibel. Was Hygiene angeht, schweben alle auf Wolke Sieben und denken in Fünfsterne Hotelstandards. Selbst jetzt in diesem Augenblick wird das hier gelesen und gleichzeitig gedacht: der hat doch was zu verbergen. Nasenhaare oder schlimmeres. Haare eh nur auf dem Kopf, wenn überhaupt und schon wären wir mitten in einem Dialog. Damit kann man Stunden füllen. Gerne auch mal aus der passiven Rolle heraus mit einer Randbemerkung angewidert zurückschießen: Was benutzt du? mach dich doch nicht lächerlich.

Darum soll es hier jedoch nicht gehen, sondern um ein anderes, beliebtes Thema, das ebenfalls lebhafte Gespräche ohne jeglichen Anspruch verspricht. Auf Partys oder mit Männern zum Beispiel. Reizthema Kriegsschuldfrage äh... Lieblingsbier.

Bevor ich das erste Bier trank, hörte ich bereits HipHop. Die angepriesenen Marken waren in deutschen Rapgefilden oft Heineken oder Beck´s. Ich schätze mal wegen der Rhymes. Und weil man hierzulande kein Old English erwerben konnte, waren es bei mir anfangs genau deshalb Heineken und Beck´s. Zumindest standen die auf dem Wunschzettel ganz oben. Getrunken wurde, aus geografischen und traditionellen Gründen heraus, Herforder Pils. Was die örtliche Feuerwehr trank, das wurde auch in der Dorfkneipe ausgeschenkt und so etablierte sich die Marke in der Region. Ansonsten wurden Schellen verteilt. Wichtig war das für die Nachbarschaftshilfe, da diese in Bier vergütet wurde. Bei der Marke musste man sich einig sein, sonst war das vorerst der letzte Schwarzbau, der unter Nachbarn hochgezogen wurde. Oder anders ausgedrückt, hattest du Haake Beck im Keller stehen, konntest du im Fall eines Brandes lange auf die Feuerwehr warten. (Ich habe an dieser Stelle ebenfalls einen Reim erwartet)

Vorweg, gekühlt kann man jedes Pils trinken.
Einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits auf Empfehlung eines gewissen Herrn Hans A., tranken wir eine zeitlang das unterschätzte Hansa Pils. Alles andere ist euer Bier.
Die 0,33 Liter Dose Hansa Pils kostete damals ungeschlagene 50 Pfennig. Palettenweise haben wir das Zeug aus dem Markt getragen.
Einmal bin ich mit Lunchmann und Klöden los um neue Reserven anzulegen, als Rösschen, die gute Seele, meinte, wir sollten unbedingt noch eine Familienpackung Klopapierrollen mitbringen. Kein Ding. Lunchmann und ich beförderten drei Paletten feinsten Hansa Stoffs auf das Kassenband, während Klöden an die riesige Packung Kackband dachte. Grau, einlagig, umweltbewusst.
Wenn man nur zwei Produkte kauft und eines davon ist Klopapier, dann ist es völlig egal, was das zweite Produkt darstellt, das Klopapier wirkt immer wie eine an den Kauf gebundene Sicherheitsmaßnahme. Wie auch in diesem Fall. Für danach, kommentierte Klöden den Kauf.
Mein Vater behauptete, von dem Gesöff würde man früher oder später blind werden. Jaja, solche Sätze behält man nicht lange im Ohr. Vor allem nicht, wenn sie von so mondänen Flaschenbiertrinkern kamen. Eines Nachts, ich schlief aufgrund eines übertriebenen Hansa Pils Genusses wie ein Apfel (mit Stiel nach oben), fiel, wie so oft seitdem ich meine Anlage und Playstation und sonst alles an der einen Steckdose hinterm Fernseher angeschlossen hatte, bei uns im Haus der Strom aus. Wenn man nun in der finstersten Nacht aufwacht und man sieht weder die vertrauten Stand By Lichter diverser Elektrogeräte noch den Wecker oder das Mondlicht, dann kann man schon mal in Panik geraten. Was für ein Horrorerlebnis und das Ende der Hansaära.

Da man alles einmal getrunken haben sollte, erwogen wir die anstehende Center Park Woche für eine ausführliche Bierprobe zu nutzen. Im Idealfall sollte ein neues Stammpils dabei herausspringen. Zugelassen zur Probe waren nur Dosenbiere. Monate vorher durchsuchten wir die Regale der flächendeckend reichlich vorhandenen Spirituosenanbieter. Tankstellen unter anderem. Es kam einiges zusammen. Wir dekorierten den Couchtisch in unserem Bungalow mit den Dosen und warteten den richtigen Abend ab, um eine unverfälschte, fundierte Analyse zu erstellen. Soll heißen, wir warteten auf einen nüchternen Moment.
Von dem Ergebnis der Bierprobe weiß ich nichts mehr. Ich weiß nur noch, dass ordentlich Dosenbier übrig blieb. Diese verstauten wir in einem Karton und nahmen sie mit zu dem Bungalow, der erst vor kurzem kennengelernten Mädelsgruppierung. Ich weiß auch nicht mehr wer von uns den Karton trug, ist ja auch egal, jedenfalls gab der durchgeweichte Boden nach und erbrach die Dosen aus einer ordentlichen Fallhöhe auf den Teppich des Wohnzimmers. Mehrere Dosen platzten dabei auf und veranstalteten im Raum eine heitere Schaumparty. Leider sahen das nicht alle so. Bis auf weiteres wurde wieder auf Flaschenbier umgestiegen.

Der Reichtum, oder besser gesagt die Erkenntnis am Bier nicht zu sparen, brach über uns herein. Kilkenny, Budweiser, Desperados, Miller Genuine Draft, Heineken, Strongbow usw.
Man trank eh nur zwei, drei Biere, bevor es zum härteren Zeugs überging. Das muss die Intention gewesen sein, ansonsten kann ich mir den Luxus nicht erklären.
Heutzutage trinkt man ja nur noch phasenweise. Bierphase, Fleischeinwurf, Schnapsphase usw.

Im Nachhinein kann ich von mir behaupten alles Handelsübliche am Hals gehabt zu haben, was mir zu einem empirischen Urteil verhalf: Hauptsache der Schnabel ist nass.
Nee, also stimmt schon aber mein Lieblingsbier ist Staropramen. Das Beck´s des Ostens, wie ich es nenne. Auch wenn es widersprüchlich klingt, klingt es dennoch gut. Zurzeit ist es sogar das süffigere Staropramen Granat. Dunkelbier vom Fass.
Preislich wie geschmacklich ist es einfach das alltagstauglichste Pils, das es gibt und zwar, das es überall gibt. Prost. (Liebe Staropramen Brauerei, meine Adresse lautet Alsterdorfer Straße 108)

Sonntag, 15. November 2009

Neue Meister

"Die Strafe entspricht der Schuld: aller Lust zum Leben beraubt zu werden, zum höchsten Grad von Lebensüberdruß gebracht zu werden." Kierkegaard

Ich habe am Samstag die Ausstellung Go for it! Olbricht Collection (a Sequel) in der Weserburg –Theater für moderne Kunst– besucht. Für einen Euro mehr, kann man eine Kombikarte erstehen und das gegenüberliegende GAK (Gesellschaft für Aktuelle Kunst) gleich mitbesuchen. Habe ich gemacht.
Ich gehe privat nicht besonders oft in Museen, eher selten oder für den, der es ehrlich mag: nie. Demzufolge bewege ich mich nicht so selbstsicher durch die Gänge, wie das die Rollkragenpullovertragenden Kunstinteressierten tun, die ihre Arme hinter dem Rücken verschränken und das Programmheft bei sich führen. Sie beugen sich bei jedem Bild leicht vor, als wären sie in der Adult Ecke der Videothek gelandet. Diese Leute erkennen vermutlich auch nicht mehr als ich wenn sie über ihren Brillenrand schauen.
Über die ausgestellten Künstler hatte ich mich vorher überhaupt nicht informiert.
Kunst ist wie Musik, dachte ich. Wenn mich der Song oder das Bild oder die Kunst an sich nicht innerhalb von 30 Sekunden erreicht, dann kriegt es mich nie. So darf man ruhig denken, keine Angst vor der Hochkultur.

Die Gänge sind lang und verwinkelt, viel schlimmer als in jedem Supermarkt. Ich legte ein ziemliches Tempo vor und bekam beim überholen der anderen Besucher ein schlechtes Gewissen. Die 30 Sekundenregel befolgen! was sollen sonst die anderen denken? ermahnte ich mich.

Die Bilder und Skulpturen sahen wirklich gekonnt aus. Ich könnte jetzt über die hohe Kunst der Fuge fabulieren, habe aber offen gesagt überhaupt keine Ahnung davon. Die Kunst ist zum Glück modern und deshalb sehr ausdrucksstark. Im ersten Teil fließt viel Blut, Totenköpfe, Gerippe, nackte Menschen in eindeutigen Positionen, Titten, Schniepel und so weiter. Kann man denn noch mit Sex schocken oder ist das schon der Sex nach dem großen Schock?
Es muss ja immer weitergehen mit dem Sex, auch in der Kunst.

Ein Dom wurde von Wim Dolvoye in einem geschätzten Maßstab von 1:100 aus Metal nachgebaut, nachgebogen. Da erkennt man die Zeit, die Anstrengung dahinter und das Detail darin, das ist Stumpf, das gefällt mir.
In den anderen Teilen ging es gesitteter weiter, dafür wurde es politisch. Es waren viele wirklich gute Ideen dabei. Eine Flagge von einem Fantasiestaat gefiel mir sehr. Die politischen Hintergründe verstand ich nicht. Der Beitrag kam auch von einem spanischen Künstler und alle Informationsfetzen waren, eben drum, auf Spanisch.

Der Eintritt hatte sich nach einer Viertelstunde bereits amortisiert. Ich entdeckte ein Bild, das mich auf eine fabelhafte Idee für die eigenen vier Wände brachte. Ich fotografierte es. Kurzzeitgedächtnis wie ein Sieb, Langzeitgedächtnis wie eine Höhlenmalerei.
Schmunzeln musste ich bei einem Arrangement zweier Zurechtgerissener Zigarettenschachteln. Eine Malboro Light Schachtel wird von einer Malboro Schachtel gefickt. Die Starken ficken die Schwachen. Eine andere klasse Idee war es, aus Eiswürfel ein Iglu im Gefrierfach zu bauen.
- „Hast du Eiswürfel da?“
- „Ja, im Gefrierfach.“
und dann, beim öffnen das Faches: BÄM, ein Iglu. Ist das noch Design oder schon Kunst?
So was gefällt mir jedenfalls. Der Gedanke das ist ja simpel, da hätte ich auch selber drauf kommen können kam mir nicht in den Sinn. Es wirkt so simpel weil schon jemand darauf gekommen ist.

"Also dieses Bild heißt Sunnyboy Pupseis. Ich mein` wer das nicht haben will ist dumm. Ich mein` japanische Uhr, ist doch genial." Jonathan Meese

Einige Collagen erinnerten mich an eine Dokumentation, die ich über Jonathan Meese gesehen habe und andere wiederum an Plattencover. Ein schneller Blick auf das Datum neben dem Bild zeigt recht deutlich was zuerst da war. So elitär kann die Kunst nicht gewesen sein. Manches kannte ich aus dem Internet, bzw. musste bereits als Profilbild des einen oder anderen Social Network Users herhalten.
Ich bilde mir ein, vieles verstanden zu haben und nehme mir heraus, einiges davon nicht zu mögen.

Im GAK bekomme ich von der emsigen Kassiererin einen Zettel in die Hand gedrückt. Sie meinte, das müsse man für das Verständnis gelesen haben. Ich fragte sie, ob ich mir die Ausstellung nicht ersteinmal anschauen könne, meine Gedanken dazu machen dürfe und erst dann die Rechtfertigung lese. Es ging nicht, der Künstler lässt keinen Platz für Interpretationen zu und damit es überhaupt keine Missverständnisse gibt, war die Besichtigungsroute vorgegeben. Die Kassiererin meinte noch, es gäbe auch ein erklärendes Interview auf Video in einem der Räume. Ich bedankte mich mit den Worten ich kann lesen und ging entgegengesetzt des vorgegebenen Weges. Betrachten wir es als künstlerischen Akt.

Die Ausstellung von Matt Mullican hat mir nicht gefallen. City as a Map (of Ideas) ist das Thema. Kartenausschnitte von Hamburg und Fotografien von Badezimmerutensilien müssen für seine Ideen herhalten. Vorstellen kann man sich das Ganze wie den McDonalds Autobahnatlas, in dem alle McDonalds Restaurants eingetragen sind. Anstatt McDonalds Restaurants sind es bei Mullican eben Enzyklopädien. Mir gefällt es nicht, zu simpel, da hätte ich auch selber drauf kommen können. Den beiden Französinnen, die den Rest der Besuchermassen bildeten, schienen die Detailüberladenen Karten zu gefallen. Sie unterhielten sich ganz angeregt. Le Croissant de Baguette usw.

Was passiert eigentlich mit Menschen, die Kunst nicht weiterempfehlen möchten? Werden die grundsätzlich als Banausen oder als dumm oder gar als dumme Banausen abgestempelt?
Wenn dem so ist, dann mal los.

Dienstag, 10. November 2009

Kleinscheiß

„Tu es, tu es, tu es“ aus dem Film Starsky & Hutch

„Das ist der Angriff der Gegenwart auf meine übrige Zeit“ Jochen Distelmeyer

Die kleinen Dinge, die man erledigen muss, damit das Zuhause ein Zuhause und der Mensch ein Mensch bleibt, nehmen langsam überhand, bzw. werden immer mehr von mir vernachlässigt. Bisher kam es mir so vor, als sei solcher Kleinscheiß völlig normal, weil er nebenbei verlief und sich unauffällig durch den Alltag zog. Mittlerweile ist es der Alltag. Kleine Handgriffe, die einem dank bahnbrechender Entwicklungen immer leichter fallen sollten, vereinnahmen meine Zeit zusehends. Vielleicht liegt es daran, dass die Tage kürzer werden, die Temperaturen niedriger und man selbst bequemer.

Es beginnt bereits am frühen Morgen. Der Hinterreifen meines Fahrrades muss jede Woche neu aufgepumpt werden, per Hand. Das kleinere Elend, dennoch jeden morgen ein nettes Hallo.
Der Brief-/Zeitungskasten möchte jeden Tag geleert werden. Ich habe das Gefühl, meine Nachbarn stecken mir ihre nutzlosen Zeitungen ebenfalls in den Kasten. Beim Restmüll ist es jedenfalls schon soweit. Weil ich die Haustür dafür offen lasse, um sie nicht wieder aufschließen zu müssen, laufen die beiden Katzen eines Nachbarn, trotz Haustierverbot, unbeobachtet in den Hausflur und mir treudoof hinterher. Die muss ich bis zu meiner Wohnungstür abgeschüttelt haben, was bei einem recht übersichtlichen Treppenhaus gar nicht so leicht ist. Aus dem Zeitungsstapel wird die Werbung genommen, der Rest kommt ins Altpapier.

Irgendwelche Wäsche muss immer gewaschen werden, vom Bettbezug über die Unterwäsche, hin zu den Hosen. Die zum trocknen aufgehängte Wäsche muss dafür vom Wäscheständer runter, damit die neue Ladung Platz hat. Bügeln ist den Montagen vorbehalten, wegen „Wer wird Millionär“. Bereits gebügelte Wäsche liegt aufgestapelt im Schlafzimmer, aber nicht im dafür vorgesehenen Schrank. Schließlich ist es leichter sich ein Shirt von oben abzugreifen, anstatt Schranktür auf, Schranktür zu. Socken zusammenlegen.

Abwaschen, und zwar das gesamte schmutzige Geschirr und nicht nur jenes, welches man zum kochen benötigt. Musik raussuchen, dabei am besten gleich die gehörten CDs und Platten wieder den richtig Hüllen zuordnen.
Abtrocknen. Essenkochen. Den Ofen benutze ich nicht, weil ich den erst vor der nächsten Benutzung sauber machen wollte. Das Ofenlicht ist durchgebrannt, was die Verschmutzungen auf einen Schlag verschwinden ließ. Aus den Augen, bedeutet in diesem Fall noch lange nicht aus dem Sinn.
Den Verschnitt wegräumen. Der Restmüll und die Einweggläser müssten mal wieder die Wohnung verlassen. Dasselbe gilt für das Altpapier, dabei habe ich ebengerade erst diese beschissenen lokalen Zeitungen hoch getragen.

Das Essen kredenzen. Wäsche aufhängen und am Bullauge der Waschmaschine entlang wischen, um die Fusseln und anderen Mist zu entfernen. Essen und dabei Simpsons schauen. Tisch abräumen. Überlegen was einem fehlt, es fehlt immer irgendetwas.
Einkaufen gehen, natürlich vergisst man beim verlassen der Wohnung das Überflüssige mit in den Keller zunehmen. Auf der Straße dran denken, dass morgen die Müllabfuhr kommt und man eigentlich das Altpapier mit in den Keller hätte nehmen können. Einkaufen und dabei etwas Wichtiges wie Zahnpasta vergessen.

Kühlschrank einräumen und Undefiniertes im Gemüsefach vorfinden. Gemüsefach auswischen, Gemüsematsch entsorgen und sich daran erinnern, dass man ja den Hausmüll runter bringen wollte, nur um es daraufhin trotzdem nicht zu erledigen. Im Internet nach der aktuellen Serie suchen. Für den Fall, dass man mal 45 Minuten Zeit hat.

Rasieren. Zahnpastatube ausquetschen, sich eingestehen, dass das keinen Zweck hat und in den Markt gehen, Zahnpasta kaufen. Brötchen für morgen früh mitbringen.
Zähneputzen. Den Zahnpastaspritzbeschuss vom Spiegel wischen. Sich im Bad umschauen und sich für die kommenden Tage weitere Putzaktionen vornehmen. Rechnungen und Quittungen wegheften. Sich über dumme Ausgaben ärgern und fragen wo denn die ganzen Krümel um den Toaster herum schon wieder herkommen.

Der nächste Tag beginnt damit, dass ich die Brötchen auf dem Toaster aufbacke und alles um den Toaster herum vollbrösele. Nach dem Frühstück steige ich auf mein fast plattes Fahrrad und sehe wie die Müllabfuhr am Haus vorbei fährt. Nach der Arbeit geht dann der ganze Scheiß wieder von vorne los. Das ist doch Wahnsinn. Im Sommer hat sich der Haushalt bis zum Wochenende aufgetürmt und wurde dann weggeschafft. Leider sind die Wochenenden bis 2010 reserviert, sodass ich gezwungen bin, die Wohnung täglich bis zum 20:15 Feierabend notdürftig zu präparieren. Zufriedenstellend ist das nicht. Dabei sind so beschwerliche Arbeiten wie das Staub- und Bodenwischen, Bloggen, Rückenübungen oder Schuhe putzen, nicht einmal in den Tagesablauf inbegriffen.

Falls jemand vor hat einen Kommentar zu schreiben: Ich bin nicht der Meinung, dass eine Frau dafür da ist hinter mir herzuputzen und einmal die Woche meinen Fahrradreifen aufzupumpen. Auch Zugehdamen sind die Töchter von irgendwem.

erstes, prominentes Opfer

Mittwoch, 4. November 2009

Waschmittel

„Beim Essen ein Schwein, beim Trinken ein Loch“ Element of Crime

Bisher hat noch keine meiner zahlreich durchgeführten Wäschen zu dem scheinbar zu hochgesteckten Ziel, die Wäsche Fleckenfrei aus der Trommel zu entlassen, geführt. Im Büro oder sonst im Alltag getragene Klamotten sind ja nicht überdurchschnittlich verschmutzt im Sinne von dreckig. Da reichen oft 40 Grad in Kombination mit dem in der Werbung als „herkömmlich“ bezeichneten Waschmittel vom Discounter. Es duftet mit etwas Fantasie sogar Frühlingsfrisch.

Für Härtefälle, also die Sachen, die ich am Wochenende anhatte, kaufe ich Marken Waschmittel. Hier geht es um Alkoholflecken in Verbindung mit Cola, Säften, Energiedrinks und anderem Alkohol wie Bier oder Wein. Nicht selten Koche und Esse ich nur in Unterwäsche, der Grund liegt auf der Hand und hängt später auf ewig in den Klamotten.

Die teuren Markenwaschmittel sind Spezialisten für: Weichspüler, Farbschonende Wäsche, Weißwäsche, Buntwäsche, hartnäckige Flecken, Verfärbungen usw. und das alles bereits bei niedrigen Waschtemperaturen. Fürn Arsch.

Einmal habe ich es bereits geschafft meine Weißwäsche blau einzufärben. Wie konnte ich damit rechnen, dass die blauweiße Enyce Trainingsjacke abfärbt?
Wäre es so, dann wäre sie doch längst selbst völlig blau vom vielen Waschen. Meine Milchmädchenrechnung berücksichtigte leider nicht die Struktur des Stoffes. Auf die Maschen kommt es an. Die sogenannte Maschigkeit. Grobmaschige Stoffe sind empfänglicher für Verfärbungen, habe ich gelernt.
Erst sollte es die milde Bleiche richten. Aber wieso fast einen Liter Bleiche kaufen, wenn mir der Fehler eh nie wieder unterlaufen wird? Weiße Sachen kaufe ich mir nicht mehr. Der Umwelt zu liebe, nicht dass der Verdacht aufkommt, ich wolle mich um die Herausforderung drücken. Außer bei Hemden natürlich, die kommen für 1,20 Euro das Stück (ab 10 Hemden 10 €) in die Wäscherei neben dem Dönerladen, gegenüber der Spielhalle. Ein fairer Preis wenn man bedenkt, dass die Dinger lupenrein sauber, gebügelt und trocken für den sofortigen Gebrauch bereit gehängt werden. Wer Thomas Bernhard ließt, weiß wie aufwendig es ist ein Hemd richtig zu bügeln.
Ich kaufte mir damals Entfärber. Das hat wunderbar funktioniert, bis auf bei einem Teil, das jetzt Hellblau schimmert. Mir wurde erklärt, dass damals (kann alles heißen) die weißen Klamotten extra ein Blaustich verpasst bekamen, damit das Weiß heller wirkt… gut möglich, ich habe das Teil bislang nicht wieder angezogen.

Zurzeit benutze ich ein Waschmittel mit dem Klangvollen Namen „Vanish Oxi Action Intelligence Plus Gel“. Das Zeug soll alles können. Ob Urin oder Uran, weiß oder bunt, Seide oder Wolle und das alles Chlorfrei. Keine roten Augen mehr beim Waschen.
Jedenfalls, ich tue wie mir von der Gebrauchsanweisung aufgetragen und rubbele das Zeug auf die Flecken, die obstinaten. Danach packe ich die Kugel fachgerecht in die Trommel zur Wäsche. Sogar mein herkömmliches Waschmittel mit dem Klangvollen Namen „Waschmittel“ darf ich wie üblich weiter benutzen. Übrigens bin ich nach schlechten Erfahrungen mit Trockenwaschmittel auf Flüssigwaschmittel umgestiegen. Die doch sehr schwammig formulierte Mengenangabe „Viel hilft viel“ auf den Trockenwaschmittelverpackungen hinterließ aufgrund der Überdosierung Flecken auf der Wäsche. Eine Sisyphusarbeit.

Wie auch immer. Das Ergebnis des futuristisch anmutenden Zaubermittels lautet: jeder noch so kleine Fettfleck ist geblieben. Der in der Werbung mit einem Fadenkreuz angedeutete Fleckenfinder würde selbst bei Christian Wörns keinen Fleck finden.
Wegschmeißen oder verschenken werde ich es sicherlich nicht. Bis es aufgebraucht ist, experimentiere ich weiter mit den einzelnen Funktionen der Waschmaschine in Abstimmung mit der Dosierung. Vielleicht ist ja meine Waschmaschine einfach nur ein schlechter Schütze…

Ich bin für jeden Tipp dankbar, der nichts mit einer Schere zutun hat.

Freitag, 30. Oktober 2009

Wo die Depressionen wohnen

"I'm running after time and I miss the sunshine
Summer days will come happiness will be mine
I'm lost in my words I don't know where I'm going
I do the best I can not to worry about things " Air

Winterdepressionen scheinen ja DAS Thema zu sein. Besonders bei der weiblichen Bevölkerung. Besonders im Herbst. Die eine möchte sich mittels Zeitmaschine in den Frühling katapultieren lassen, die andere reaktiviert alte, unrealistische Auswanderungspläne und alle sind sie für die Einführung eines kollektiven Winterschlafes.
Ich verstehe das nicht. Wenn man nicht gerade mit dem Fahrrad zu schnell in eine gefrorene oder mit Laubblättern versehene Kurve schliddert und sich den schicken Wintermantel versaut, sind die kalten Monate doch die Besten.
Vermutlich beruht das seelische Tief darauf, dass alle den Sommer lieben, Sonnenschein macht alles fein, und es für konsequent halten, den Winter demonstrativ zu hassen.

Aufgrund durchweg positiver Kindheitserinnerungen an den Winter, muss ich mir die dunkle Jahreszeit nicht erst schön reden oder mittels Schokolade aufhellen. Meines Wissens sind Depressionen unabhängig von Jahreszeiten. Das „Winter“ vor den Depressionen klingt für mich eher wie eine Rechtfertigung für… so ziemlich alles. Wen würde es verwundern, wenn damit nicht irgendwer sogar schwer Kasse macht?
Anstatt in meiner Schlafhöhle zu liegen, nutze ich den verfrühten Abend für mein Projekt. Ich bin da was am planen dran, wie Schlucke sagen würde. Für Leute, die viel in Cafés sitzen, ist die Tatsache an einem Projekt zu arbeiten wichtiger als das dazugehörige MacBook und wichtiger als der Kaffee sowieso. Man darf sogar mitmachen, Aufruft folgt.

Bis die versprochene Klimakatastrophe über uns hereinbricht dauert es noch und bis dahin sollte man so etwas Etabliertes wie Jahreszeiten akzeptieren. In meine persönliche Top Five schaffen es alle vier spielend. Nennen wir (Pseudodialog mit dem Leser, habe ich mir gestern bei Harald Schmidt abgeschaut) die kalten Monate des Farbtons halber doch einfach Soul Monate. Wie die Musik, nicht wie das Ding, das man gegen einen Internetanschluss eintauscht. Der Begriff Soul ist so assoziationsbeladen, dass jeder Mensch, der Depressionen bekommen, sich ebenfalls eine Vorstellung davon machen kann, wie man mit einem positiven Gefühl durch den Winter geht. Zur Unterstützung des richtigen Gefühls, wird dein Lieblingsradiosender von Montag bis Freitag ab 18 Uhr bis 22 Uhr die dazugehörige Musik spielen.

Wem das noch nicht genügt, kann sich drei Tipps vom Basti einholen. Nicht solche Allgemeinplätze wie in diesem Beitrag.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Snooze

"Die Augen bleiben zu denn ich drück auf Snooze
Der Wecker bleibt smooth denn ich drück Snooze
Ich wechsel zu Plan B ich drück Snooze" Denyo

Ich wäre gerne etwas spießiger. Bisher ist das spießigste an mir die Tatsache, dass ich meine Socken zueinander passend zusammenrolle. Das beruht auf der Idee, mein Fort mittels handlichen Wurfgeschossen vor feindlichen Übergriffen zu schützen.
Was ich mir gerne aneignen würde, ist das pünktliche Aufstehen.
Aufgrund der Gleitzeit ist es fast egal wann ich im Büro aufschlage, dennoch nehme ich mir jedes Mal vor, spätestens um 7 Uhr auf der Arbeit zu sein. Wer früh kommt, kann früh gehen. Besonders im Sommer ist das eine feine Sache. Den spießigen Grundgedanken beherrsche ich, leider mangelt es an der Ausführung.

Die Weckfunktion des iPhones legt um 5:30 Uhr los. Eine empirisch ermittelte Zeit, die mir eine halbe Stunde Toleranz zwischen wach werden und aufstehen einräumt. Zudem kann man so zu Scrubs Frühstücken. Ein super Start in den Tag, egal welche Konfitüre auf dem Tisch steht.
Das Piano Riff erklingt, also pätte ich mit dem Finger auf dem Display herum, bis ich die Schlummerfunktion getroffen habe. Es gibt nur den einen Knopf. Um den Wecker auszustellen, muss man „sliden“ und das passiert nicht aus versehen. Clevere Konstruktion. Im geschätzten Fünfminutentakt legt das iPhone erneut los. Wirklich aufstehen tue ich erst um 6:30 Uhr. Das bedeutet ich habe vorher circa 12-mal auf die Schlummerfunktion gedrückt. Der Akku meines alten Handys wäre nach dem Wecken bereits leer gebimmelt.

Der Trick, den Wecker einfach außerhalb des eigenen Wirkungskreises zu platzieren, sodass man aufstehen muss um ihn auszustellen, ist mir wohl bekannt. Nur ist mein Schlafzimmer so klein, dass ich von der Bettkante aus überall herankomme. Das Risiko auf der Bettkante hocken zu bleiben ist somit zu groß. Sitzt man dort zulange, ist der Tag im Arsch. Nichts ist deprimierender als das Leben von der Bettkante aus betrachtet. Man ist müde, es ist dunkel, eben war es noch warm, jetzt ist es kalt, der Bauch schlägt Falten und lässt den Bund der Shorts umflappen und man denkt an alles, nur nicht an das Frühstück mit Scrubs.

Jeden Morgen setze ich mich den selbstauferlegten Zeitdruck aus. Die Heizung macht um 7 Uhr dicht, weil ich dachte, dass ich dann spätestens aus dem Haus bin. Dieses zu ändern würde bedeuten, sich seiner Bequemlichkeit zu ergeben. Wo soll das enden?
Anstatt Scrubs läuft das total vorhersehbare und überhaupt nicht witzige Joey. Man überlegt: esse ich noch einen Toast oder muss ich schon los? Und warum reime ich?
Es ist alles eine halbe Stunde schlechter als es sein sollte.

Damit sich etwas ändert werde ich den CD Wecker nicht mehr zum einschlafen, sondern für das Aufstehen nutzen. Beides geht nicht, da man die analoge Lautstärkeregelung nicht programmieren kann und die Lautstärke zwischen Aufwachen (laut) und einschlafen (leise) zu sehr variiert. Wenn man durch Lieder von CD geweckt wird, kommen einem die fünf Minuten, in denen ein Song läuft, viel länger vor, als fünf Minuten in verträumter Stille. Eine neue Combilation wird heute gebrannt und dann wollen wir mal sehen wann ich hochkomme.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Lazy Days - Sonntag

zu Lazy Days - Freitag
zu Lazy Days Samstag

Sonntag

 „Und ich sehe die Schwalben zum Horizont fliegen
Die Luft ist warm, und das Leben sieht bunt aus
Die einen hab'n geh'n mit ihrem Hund raus
Ich wollt 'nen Text schreiben, und bin zu Hause geblieben“ Blumfeld

10 Uhr. Ich Frühstücke und schaue dabei die Futurama DVD. Die Aufbackbrötchen sind winzig. Wenn ich den richtigen Winkel erwische, ist eine Brötchenhälfte mit zwei Haps weg.

11 Uhr. Ich schaue Der Galgenstrick mit Jack Nicholson. Der Film ist echt schlecht synchronisiert. Jack Nicholsen spielt gut, aber es kommt nur Blödsinn aus seinem Mund. Die deutsche Stimme passt überhaupt nicht zu ihm. Außerdem, warum sagt ein Cowboy: „Wenn ich mit dir fertig bin, siehst du aus wie ein Schweizer Käse“? Woher kennt der im 19. Jahrhundert Schweizer Käse? Westernkomödie steht auf dem Klappentext. Na dann.

13 Uhr. Ich verballere Zeit im Internet und denke über Essen nach. Was, wann, warum.

15 Uhr. Ich schaue Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford mit Brad Pitt. Es gibt Pommes und Schnitzel mit Ananas und Käse überbacken. Der Ketchup ist alle. Hätte mich auch gewundert, wenn alles glatt laufen würde. Stattdessen nehme ich Knoblauch Soße. Brutal. Nach dem albernen Western vorhin, ist Jesse James ein richtiges Meisterwerk. Die Schauspieler sind klasse. Soviel Lug und Trug und Verrat innerhalb von drei Stunden Film. Es überkommt mich ein mulmiges Gefühl der Unsicherheit.

18 Uhr. Simpsons again und wieder Vogelgezwitscher.

19 Uhr. Einen Film habe ich noch, den hebe ich mir für 20 Uhr auf. Bis dahin schaue ich Bill und Ted`s Verrückte Reise in die Zukunft auf RTL2, ohne Ton. Hoschi. Später kommt die Sportschau. Es gab in den Qualifikationsspielen keine großen Überraschungen. Türkei ist raus. Maradona darf weiter hoffen und wie es aussieht, werden alle favorisierten Teams, unter anderem über den Weg der Relegation, mit zur WM fahren.

20 Uhr. Ich schaue Jumper. Mit Mace Windu Samuel L Jackson, der Mann spielt in jedem Film mit. Gute Unterhaltung. Die Hauptrolle spielt Anakin Skywalker Hayden Christensen.
Obwohl ich mir ein wenig mehr Hintergrundwissen gewünscht hätte, ist die Story eine ganz anständige. Wenn ich von Ort zu Ort springen könnte, ich hätte es genau so gemacht. Kein Wunder, dass die Jumper an den schönen Orten dieser Welt gefangen genommen werden. Oder in Banken.

22 Uhr. Vom Sofa ins Bett. Endlich schlafen.

Am Wochenende habe ich eine Simspons DVD, eine Futurama DVD, eine Staffel der Serie Pastewka und sechs Filme gesehen. Dazu habe ich vier Bananen, eine Staude Trauben (kernlos), 400 g Schokolade und drei Liter Multivitaminsaft weggezogen. Unmengen gegessen und kaum bewegt, was dazu führte, dass ich laut Waage 1,3 Kilo zugenommen habe. Meine Übungen für den lädierten Rücken habe ich ebenfalls vernachlässig. Gelesen wurde nicht viel, dafür um so mehr Musik gehört.
Es ist, als ob sich jedes Wochenende für die Seele, sich automatisch gegen den Körper richtet. Zur Ruhe kommen, bedeutet fett zu werden.
Heute schaue ich wehmütig auf mein Sofa herab. Die Jogginghose liegt immer noch da wo ich sie ausgezogen habe, sieht gemütlich aus...

„Liegen lernen, bedeutet Siegen lernen.“ Frank Goosen

Dienstag, 13. Oktober 2009

Lazy Days - Samstag

zu Lazy Days - Freitag

Samstag

„And we could pretend it all the time
Can't you see that it's just rainin'
There ain't no need to go outside“ Jack Johnson

9 Uhr. Ich bin wach.

10 Uhr. Ich überlege aufzustehen um frische Brötchen zu holen.

11 Uhr. Es rappelt im Hausflur. Ich ziehe mir eine Hose an, schmeiße mir eine Jacke über und schlüpfe in meine zertretenden És Accel. In die Wohnung unter mir wird lautstark eingezogen. Ich sehe niemanden, höre nur die Stimmen. Irgendwer ruft „Houde“. Vor dem Haus parkt ein Bus von Sixt. Schöne Möbel stehen da drin.

12 Uhr. Ich treffe mich mit Katrin und Thilo um 14 Uhr im Café Engel. Meine Sonderregelung erlaubt es mir mittlerweile locker das Sofa ein zweites Mal zu verlassen. Jetzt noch einen Film reinzuschmeißen würde nicht lohnen. Brauche ich auch gar nicht, Pro 7 hat am Samstag um die Mittagszeit ein super Programm. Family Guy, Futurama usw. Es gibt nichts Besseres als Zeichentrickserien zum Frühstück.

13 Uhr. Ich stehe vom Sofa auf und, ja, dusche. Das würde ich auch nicht für jeden machen. Als ich mein Rad aus dem Keller hole, treffe ich auf ein recht attraktives Mädchen. Die muss neu sein. Schwer zu sagen wie alt sie ist, jünger als ich jedenfalls. Alleine kann sie in der großen Wohnung unter mir nicht wohnen. Also entweder Freundin oder Tochter von jemanden. Beides schwierig.
„Hallo“
„Hallo“

14 Uhr. Das Viertel ist nass und eine einzige Baustelle. Es gibt Milchkaffee für Katrin und Thilo und einen Kakao mit Sahne für mich. Der Laden neben Titus, den jeder anscheinend nur "der Laden neben Titus" nennt, hat echt leckere Muffins im Angebot. Zwei Stunden später sagen wir wieder Tschüß. Die Pflicht ruft.

16 Uhr. Ich hole mir zwei DVDs aus der Videothek, obwohl ich noch nicht einmal die aus der Bibliothek weggeschaut habe. Ich steige wieder in den Jogginganzug und schalte den lahmen Vorbericht zu dem Fußball Kracher Deutschland gegen die Russen ein. Arshavin ist so klein und sieht kränklich aus, leider ist er aber auch ein begnadeter Fußballer. Da können sich unsere gegelten Nationalspieler mal eine Scheibe von abschneiden.
Zum Fußball koche ich wieder Spaghetti. Keine Fantasie der Junge, aber die Soße muss weg.

17 Uhr. KLOSE!!! 0:1 Ich hüpfe klatschend auf dem Sofa rum. Zum Glück sieht das niemand.

18 Uhr. Wenn man einen René Adler im Tor hat, dann benutzt man ihn auch.

19 Uhr. SÜDAFRIKA wir sind dabei. Ich habe keine einzige Sekunde daran gezweifelt.

20 Uhr. Heute kommt auf SuperRTL zur Prime Time The Peanuts. Charlie Brown und seine Freunde. Snoopy gegen den roten Baron usw. Charlie Brown ist super. Ich kann mir nicht vorstellen, die Gags in Charlie Brown als Kind verstanden zu haben, aber die melancholisch schöne Grundstimmung, die Schwere des Seins in einer Welt ohne Erwachsene, begriff ich schon.

21 Uhr.
Ich schaue Homo Faber. Das Buch von Max Frisch finde ich sehr gut. Der Film wurde ganz nett umgesetzt, es fehlten die kracher Sätze, die im Buch so zutreffend waren, dass sie auch alleine hätten bestehen können. So für übers Bett. Dafür gab es sehr gelungene, pittoreske Landschaftsaufnahmen.

23 Uhr. Ich bin vom dauernden Fressen ziemlich müde und lege das Album 10.000 HZ Legend von Air auf. Das Buch Risiko des Ruhms liegt in griffweite. Ich wusste ja ungefähr was mich erwartet, nicht umsonst wog ich zwischen den Alternativen Ein Bonbon aus Wurst und Zurück im Paradies ab, aber dass es so abgedreht zugeht... wenigstens ist es nicht zu kopflastig.

Seeing Things

„We love the simple Things in life“ Snoopy und Woodstock

Es sind die kleinen Dinge im Leben...
10 Dinge spontan aufgeschrieben

  • Aufwachen und merken, dass man noch zwei Stunden hat bis der Wecker klingelt
  • Liegen bleiben können und eine kühle Stelle am Kopfkissen entdecken
  • Nach einer durchzechten Nacht einen Liter Wasser neben seinem Bett finden
  • Mit einer tollen Frau reden und dabei vergessen den Bauch einzuziehen
  • Tage an denen man Hemden mit kurzer Hose kombinieren darf
  • Ziellos umhergefahren werden
  • Am Bahnsteig erwartet werden
  • Beim angeln zuschauen
  • Nur die richtigen Fragen gestellt zu bekommen
  • Im Geschäft kostenlos Comics lesen
  • Am Ende des Tages merken, dass man nicht einmal im Internet war
10 Punkte ankündigen und 11 bringen, das habe ich von Herrn Schmidt gelernt.


Montag, 12. Oktober 2009

Lazy Days - Freitag

"Lying on the couch, bag of chips on my belly
Focus on one thing: only on the telly
Juice and bonbons and finishing my jelly
Should take a shower but won't
Even though I'm smelly" Pete Philly & Perquisite

Alle Besorgungen wurden gemacht. Vier Filme, eine Serie und zwei Zeichentrickserien, Schokolade, Obst (alles entkernt) und Säfte. Ein bügelfreies Hemd, also ein Unterhemd, besitze ich leider nicht. Eigentlich eine Investition wert. So ein Unterhemd ist mittlerweile zu einem etablierten Party Accessoire avanciert. Stattdessen kleidet mich mein Enyce Jogginganzug in XXXL. Falls es brennen sollte, könnte man sich damit auch auf der Straße blicken lassen.
Wenn es so was wie Verhaltensregeln gibt, dann dass ich nur zum Pinkeln aufstehen werde, oder um eine DVD zu wechseln oder wenn ich zum Herd / Kühlschrank gehen muss. Als besonderen Bonus, für außerplanmäßige Dinge, zum Beispiel Nachbarn, die an der Tür klingeln, wegen des unangenehmen Geruchs aus meiner Wohnung, habe ich mir eine Sonderregelung einfallen lassen, die allen, also mir, gerecht werden sollte. Ich darf das Sofa außerplanmäßig verlassen, wenn ich zuvor zehnmal gepupst habe. So sind alle zufrieden. Ich habe mir auch schon einen tollen Dialog für den Nachbarn ausgedacht.

Nachbar: „Es riecht so komisch in ihrer Wohnung“
Ich: „Komisch? wieso komisch? etwa nach Lachgas?“

Was soll man darauf antworten?

Freitag

15 Uhr. Mit einem letzten Einkauf (Aufbackbrötchen, Lachs, Thunfisch, Zahnpasta) komme ich von der Arbeit zu Hause an. Im Hausflur ist viel Bewegung. Die Leute aus der Wohnung unter mir, die ich nur einmal gesehen habe, die Frau klingelte an meiner Tür und überreichte mir Filzkleber für die Unterseite der Stuhlbeine, ziehen aus. Das ist der dritte Umzug innerhalb drei Wochen in diesem Haus. Das kann jawohl nicht nur an mir und meinen quietschenden Stuhlbeinen liegen.
Ich sortiere den Kühlschrank nach Notwendigkeit ein. Frühstück nach hinten, nach vorne kommen die Fressalien. Während ich laut Musik höre, die Wohnung unter mir ist ja jetzt leer, zerschnippele ich schon mal das Gemüse für die Bratnudeln.

16 Uhr. Ich liege auf dem Sofa. Es läuft Two and a half Men auf Kabel 1.

17 Uhr. Charlie Harper hat ebenfalls ein schönes Sofa. Es läuft wieder Musik. Ich stehe vor dem Herd und frage mich warum Frauen immer hinter dem Herd stehen möchten. Es gibt eine riesige Portion Bratnudeln. Mir wurde mal erzählt, den individuellen Bedarf an Spaghetti soll man feststellen können, indem man das dritte Fingerglied des Zeigefingers, das mit dem Fingernagel, an das untere Ende des ersten Fingergliedes des Daumens hält. Der Durchmesser des dabei geformten Loches ist der Indikator für die geeignete Portion Spaghetti. Aber Vorsicht, man sollte darauf achten, dass keine dummen Menschen in der Nähe sind, die versuchen werden in den Fingerkreis ihren Zeigefinger durchzustecken, um einem danach mit der Faust auf die Schulter zu hauen.
Wer jetzt Angst bekommen oder gar nichts verstanden hat, dem sei gesagt: es geht auch einfacher die richtige Portionierung herauszubekommen. Man nimmt einfach so viele Spaghetti in beide Hände wie man meint mit angemessener Anstrengung durchbrechen zu können und testet vorsichtig an. Das macht man ein, zwei mal, bis man mit einem überschaubaren Kraftaufwand die Nudeln durchbrechen kann. Die simple Logik dahinter lautet: Bist du stark, kannste auch mehr Nudeln essen... Es gibt also Bradnudeln.

18 Uhr. Ich bewege mich zwischen Sofa und Herd hin und her, bis die Simpsons kommen.
Wenn man bei den neuen Simpsons Folgen erst einmal auf das Vogelgezwitscher im Hintergrund geachtet hat, bekommt man es nicht mehr aus dem Kopf. Wessen Idee war das eigentlich? Da steckt doch irgendein psychologischer Firlefanz dahinter.
Weil ich Angst habe zu ersticken, esse ich im Sitzen. Es schmeckt automatisch besser, wenn man sich keine Gedanken um die Menge machen muss. Das Erreichen des Tellerbodens stimmt mich sonst normalerweise melancholischer.

19 Uhr. Pups. Ich arbeite meine wenigen Feeds ab. Sagt man das so? Also ich schaue im Internet nach, was die anderen so machen und erfahre dabei, dass morgen die Katrin und der Thilo in der Stadt sind. Parallel schaue ich eine Simpsons DVD.

20 Uhr. Anstatt Wer wird Millionär schaue ich doch lieber Star Wars Episode VI. Mitsprechen. Auf Pro7 kommt die digital überarbeitete Lispelversion. Spätestens da hätte man merken müssen, dass George Lucas vor hatte, Star Wars ins Unheil zustürzen. Der musikalische Auftritt in Jabbas Palast ist der Gipfel der Unverschämtheit.

23 Uhr. Die Oliver Pocher Show läuft auf Sat 1. Ich bekomme Lust auf etwas Witziges und schmeiße die Pastewka DVD rein. Dritte Staffel. Ich schmeiße die DVD tatsächlich vom Sofa aus, ich möchte dafür nicht extra aufstehen müssen.

1 Uhr. Ich schlafe kurz auf dem Sofa ein. Die Pastewka DVD fängt auf den letzten Folgen an zu springen. Da kann ich auch gleich ins Bett gehen. Ich nehme das Buch von Rocko Schamoni, das ich aufgrund meiner ausschweifenden Toilettengänge bereits zur Hälfte durch habe, mit.

Montag, 28. September 2009

Wall e und Oben

„es ist nicht gerade, wenn es gebogen ist
es ist nicht wo es war, wenn es verschoben ist
es ist nicht wahr, wenn es gelogen ist
wir sind da wo oben ist wo oben ist, wo oben ist“ Kinderzimmer Production

Der ordinäre Zeichentrickfilm hat abgedankt. Einzig im asiatischen Raum werden die Mangas für das Kino noch mit der Hand gezeichnet. Von Westeuropäischen Billigkräften. Nee, war ein Scherz. Den Disney / Pixar Film Wall e habe ich mir für einen Sonntagabend aus dem DVD Verleih, ehemals Videothek, ausgeliehen. Als Kind fand ich die Abenteuer von dem Roboter Nummer 5 schon cool. Nummer 5 lebt. In Wall e. Der kleine Aufräumroboter ist auf der Erde zurückgelassen worden und kümmert sich fleißig um seine Aufgabe. Aufräumen. Da im Film kaum gesprochen wird, geht alles über die Gesten und Roboterkörpersprache. Das ist so was von gelungen. Der forsche, schüchterne und gut programmierte Wall e ist nach den ersten Sekunden sofort sympathisch. Er fiept ständig ein fröhliches Liedchen vor sich hin, während er den zu beseitigen Schrott nach Fundstücken durchsucht und die Szenen zwischen Wall e und der Highend Aufklärungssonde Eve sind, und das Wort passt einfach zu Disney, bezaubernd.
Der Soundtrack des Films ist eine Nummer für sich. Wall e tanzt und räumt auf zu klassischen Soul- und Jazzstücken. Das gefällt gerade den älteren Zuschauern, wie mir. Seitdem Disney auf die Computertechnik setzt, wird auch nicht mehr gesungen in den Filmen. Für mich ein weiteres Plus. So richtig gut kam das auch nur im Dschungelbuch.
Die Botschaft des Films ist einmal mehr die Liebe und das mangelnde Umweltbewusstsein des Menschen und wurde mehr als deutlich ungesetzt. Was anderes will man ja auch gar nicht. Ansonsten gibt es ja noch Fluch der Karibik oder den Sender abc.
Der Streifen gehört auf jedenfalls zu den Top Five der Animationsfilmchen, die in den letzten Jahren so herauskamen.

Einen anderer Disney / Pixar Film läuft gerade in den Kinos. Wo? Oben!
Mal eine neue Story. Ein grantiger, pensionierter, verwitweter Eis- und Luftballonverkäufer lebt hartnäckig in mitten von Baustellen in einer, seit seiner Kindheit gewaltig gewachsen, Stadt. Um dem ganzen Trubel um seiner Person zu entkommen, bindet er seine gebunkerten Ballonreserven an sein Haus und fliegt davon. Doof nur, dass er dabei den Pfadfinderjungen auf seiner Terrasse übersieht. Ein spannendes Abenteuer beginnt, wird bestimmt als Schlusssatz auf der Rückseite der DVD Hülle stehen. Aber tatsächlich, das Abenteuer der beiden ist sehr unterhaltsam und wirklich spannend. Die sprechenden Hunde haben viele Lacher auf ihrer Seite. So traurig der Film auch beginnt, das Ende ist wieder typisch Disney. Rüstige Menschen können und wollen noch. Schaut euch als Beweis unbedingt die Filme Gran Torino (mindestens genau so witzig) und The Straight Story an.

Der Kitsch ist aus den Disney Produktionen gewichen. Kein nerviges Storytelling, in dem zäh die Geschichte vorangebracht wird und keine anstrengenden Slapstick "jetzt hatten wir aber schon lange keinen Lacher mehr" Einlagen. Es flowt einfach auf eine kindlich, erwachsene Art und Weise. Schade, dass die zukünftigen Projekte von Pixar mich nicht so ansprechen. Charles Dickens, Froschkönig und Sequels von Klassiekern.

Top Five der Animationsfilme

5. Oben

4. Die Unglaublichen

3. Madagascar

2. Wall e

1. Ice Age 2

Samstag, 26. September 2009

Freibild

„I turn my camera on
I cut my fingers on the way
The way I'm slippin away
I turn my feelings off
Y'made me untouchable for life
And you wasn't polite” Spoon

"Die Seele denkt in Bildern" Aristoteles

Jedes Social Network ermöglicht dem Mitgestalter der Seite, also dem User, Bilder hoch zu laden. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, was für viele ein guter Grund zu sein scheint auf herkömmliche Kommunikation gänzlich zu verzichten. Dafür gibt es Bilder Bilder Bilder.
Ein Profil, in dem gleich mehrere Philosophen mit ihren undurchführbaren Lebensweisheiten zitiert werden, fliegt sofort auf, wenn man die dazu gehörigen Bilder betrachtet. Oft bleibt nur ein „Achso, deshalb“ vom ersten Eindruck übrig.

Wie so oft kann ich mich davon distanzieren. Bei mir findet Niemand selbstgeschossene Bilder auf irgendeinem Profil. Die Bilder für den Blog sind noch woanders im Netz gespeichert, aber die sind überschaubar und abgesprochen mit allen Beteiligten. Dank Fotohandys und Digitalkameras kann jeder, jederzeit Fotos schießen und so sehen die meisten dann auch aus. Jeder fühlt sich zum Paparazzie berufen und jeder Anwesende ist zum Abschuss freigegeben. Bis man feststellt, da ist gar kein Licht am Ende des Tunnels, sondern nur ein weiteres Blitzgerät.

Meiner Meinung nach haben Fotos die Verpflichtung einen gewissen Kunstaspekt zu transportieren. Damit meine ich nicht, dass die Bilder im Nachhinein mittels Photoshop auf Schwarz/Weiß und nostalgisch getrimmt werden, sondern dass man etwas darauf sieht, das einem mehr als eine Sekunde lang fesselt.

Der Größte Fehler liegt darin, dass der Zweck eines Bildes völlig verkannt wird. Als Erinnerung dienen die Bilder, die ins Internet gestellt werden, schon lange Niemanden mehr. Wer etwas publiziert, will was anderes damit erreichen. Den Kindern ein digitales Fotoalbum zu zeigen, bestünde darin ihnen zu erklären welche Farbe das jeweilige T-Shirt auf dem Foto hat, weil bei den meisten einfach nicht mehr rüber kommt, inklusive fehlender Geschichte.

Partybilder sind das stumpfste Genre innerhalb der Fotografie. Sie scheinen im Nachhinein die Gästeliste zu ersetzen, denn mehr als Gesichter sieht man oft nicht. Wo war die Party, wann wurde das Bild gemacht und warum müssen immer Grimassen gezogen werden? Man erkennt auf dem Bild im Grunde gar nichts, nur wer wen für den kurzen Moment des Schnappschusses lieb hatte. Impressionen werden so gut wie nie vermittelt.

Urlaubsfotos können wahnsinnig interessant sein, haben aber diesen bitteren Beigeschmack, dass alles was nicht fotografiert wurde auch niemals geschehen ist. Da kann ich nur wieder aus den Kriegstagebüchern zitieren: Dich interessiert doch nicht, was Du erlebst, nur das, was Du davon erzählen kannst. Schrägstrich, zeigen kannst. Die Kunst bestünde in diesem Fall darin, in den Fotos das Land, die Stadt so zu zeigen, wie ich sie nicht bei Google finden kann. Und damit meine ich nicht seinen trägen Hintern vor ein Wahrzeichen zu schieben, um so das Foto individuell zu gestalten. Die Bilder sollten schon eine Idee enthalten und wenn man auf dem Bild einfach nur glücklich ist. Ansonsten behaltet sie doch für euch, ich erkenne darauf nämlich nichts.
Selbstportraits, am besten noch von schräg oben, erfüllten noch mal welchen Zweck?
Nur weil man mal einen lustigen Hut auf hat, heißt das noch lange nicht, dass das dokumentationswürdig ist.
Was manche Frauen für eine Vorstellung von „schönen Bildern“ haben. Unglaublich. Toupiert wird versucht möglichst lasziv in die Kamera zu schauen. Der debile Gesichtsausdruck, der dabei herauskommt, erinnert vielmehr an Polizeifotos vom polnischen Straßenstrich als an den Playboy. Caught in the Act. Es würde mich nicht wundern, wenn einige viele dieser Fehleinschätzungen in die Redaktion von Pro 7 gelangt sind. Germanys last Topmodel.
Typen müssen ihren Trainingsfortschritt dokumentieren und mitteilen. Visuelle Unterstützung ist schon was tolles, aber nicht so.

Keine Ahnung was die User dazu treibt Fotos nur für das Internet zu machen, sie zu publizieren und womöglich noch die Rechte daran abzutreten.
Die Angst den richtigen Moment verpasst zu haben, Narzissmus, Lebenszeichen an alle, sich ein Gesicht geben, Voyeurismus? Wenn eine Filmsekunde 24 Bilder hat, dann ist der Film über das Studivz einen Tag lang. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand erklären könnte, was diese Bilderflut soll?

Ich habe großen Respekt vor Leuten die das richtige Verständnis für die Fotografie haben. Das Auge für den Moment und eben das Besondere. Es gibt viele Bilder, dessen Wirkung mich wirklich fesselt, nur findet man die nicht im Web 2.0.


Deiner, Paul, Chrille... Bild von Marie

Ich habe da eine Idee für ein tolles Bild, aber dafür brauche ich ein Superman T-Shirt.

Donnerstag, 24. September 2009

Superhelden Fantasie

"... sie macht zwar keinen aus Versehen zum Superhero,
macht nicht mal eben Sascha Hehn zu de Niro" Dendemann

Nachdem es hier in letzter Zeit ziemlich ernst zuging, Arzt- und Friseurtermine sind gemacht, möchte ich mal wieder mit fiktivem Blödsinn auftrumpfen.

Als jemand, der behauptet, dass Kinder, die keine Comics lesen, sich in die falsche Richtung entwickeln, bin natürlich auch ich früh von den unbewegten, bunten Bildern geprägt worden. Comics gehören zur Popkultur wie Cola, Oasis und Tarantino. Mich würde mal interessieren, ob es Menschen gibt, die Kill Bill – Volumen 2 gesehen haben und nicht den Superman Monolog von David Carradine verstanden haben. Bestimmt. Ich persönlich war von vornherein ein Marvel Kind. Die Geschichten von DC waren mir nie geladen genug. Superman ist sowieso jedem haushoch überlegen und Batman war ein Klugscheißer vor dem Herrn, der mir in seiner Serie viel besser gefiel.

Mein Lieblingsheld war Spiderman. Präteritum deshalb, weil es sonst zu sehr nach Nerd klingt. Das sind mal Superkräfte, die man auch im Alltag gewinnbringend einsetzen kann, ohne gleich die halbe Stadt zu zerstören. Was zur Standardausstattung eines jeden Superhelden gehören sollte, ist die überdurchschnittliche Kraft. Bedeutet, ein Auto sollte mit bloßen Händen schon hochgehoben werden können.

Wenn man jetzt wählen dürfte, welche Superkraft man am liebsten für sich beanspruchen möchte, dann fiele mir die Wahl ziemlich schwer. Angenommen es zählen nur die Kräfte eines Helden oder Bösewichts, also kein cooler Roboteranzug oder ein ultimativer Allzweckgürtel oder ein Zauberring aus dem Weltall oder dessen Charakter, welche Kräfte wären warum am interessantesten für den Alltag? Es geht nicht darum Bin Laden zu finden (hui, das gibt Google Hits), sondern ums Angeben und beneidet werden.

Ein ziemlicher Gehirnfurz, aber ich dachte, das ist immer noch besser als mir beim lamentieren zuzuhören.

Meine Top Five

Platz 5 Mystique oder Morph

Beide haben dieselbe Fähigkeit. Sie können sich in andere Personen verwandeln, mit Stimme und was sonst noch so zum Erscheinungsbild dazu gehört. Die Möglichkeiten kann man sich ja vorstellen. VIP Bereiche, der rote Knopf, Damenunkleidekabinen, Mannschaftsfoto vom FC Bayern. Aber auf Dauer wäre das eine recht intrigante, unbefriedigende Angelegenheit. Von den Autogrammwünschen mal abgesehen.

Platz 4 Human Torch a.k.a. die menschliche Fackel von den Fantastic Four

Immer und überall Feuer parat zu haben kommt bei den Mädels sowieso schon mal gut an. Dazu kommt, dass die menschliche Fackel fliegen kann! Ein dicker Pluspunkt. Auch wäre Regen nicht mehr das Thema, weil man selbst ja immer wohl temperiert wäre. Der größte Nachteil ist jedoch, dass bei jeder Pyro Aktion die Klamotten draufgehen würden und für Menschenmassen ist die Fähigkeit am gesamten Körper zu brennen auch nichts. Das wird eine einsame Geschichte werden.

Platz 3 Angel von den X-Men

Wie der Name schon sagt verfügt Angel über riesige weiße Flügel, die er nach belieben ausfahren kann. Das würde schon sehr beeindruckend aussehen und fliegen könnte man damit auch noch. Zudem bieten Flügel das ultimative Bräuteabschleppkabinett, um den obigen Gedanken zu vollenden. Ungefähr das muss sich Terry Gilliam bei dem Film Brazil gedacht haben.

Platz 2 Wolverine von den X-Men

Selbstheilungskräfte dazu ein unzerstörbarer Knochenbau plus beeindruckende Krallen, die aus den Handrücken geschossen kommen, sind Grund genug für den zweiten Platz. Das alles hat gewaltiges Einschüchterungspotenzial. Der einzige Nachteil ist, Wolverine muss laufen. Riesen Vorteil, man kann wirklich allen Schabernack anstellen und nichts rumpelt im Körper umher oder der Rücken macht nicht mit oder irgendein anderer, gebrechlicher Kram funkt dazwischen.

Platz 1 Spiderman

Klarer Fall. An Wänden gehen erspart soviel Ansteherei. Am besten jedoch gefällt mir die Akrobatik. Hüpfen und Schwingen kann in Perfektion echt cool aussehen. Adé Schulsport. Bindfäden, die man aus dem Handgelenk schießen kann, dazu fallen mir so viele Verwendungszwecke ein. Weniger Verwendung hätte ich für den Spinnensensor, aber wenn man ihn umsonst dazubekommt, warum nicht? Spiderman ist obendrein auch noch super stark. Wie bereits erwähnt, ein wichtiges Kriterium.

In den Kommentaren darf gerne mitgesponnen werden.

Mittwoch, 23. September 2009

Le nozze di Figaro

„Oh, oh Figaro
He's got magic, oh oh
Oh, oh Figaro“ Brotherhood of Man

Akt 1

Seit dieser Geschichte, habe ich meinen Haaren nie wieder die Gelgenheit gegeben so lang zu wachsen. Ich würde sogar behaupten, dass ich in meinem gesamten Leben noch nie so eine Matte auf dem Kopf hatte.
Ich benötige schon kein Kopfkissen mehr, weil ich bequem auf meinen Haaren pennen kann.
Wirklich lang wachsen meine Haare nicht, eher in alle Himmelsrichtungen, bis ich aussehe wie ein aufgeplatztes Sofakissen. Darüber bin ich auch froh. Männer mit langen Haaren sind wie Frauen mit kurzen Haaren. Da steckt augenscheinlich oft mehr dahinter als der pure Look oder ein Trend aus Aurora, Illinois. Es ist eher eine enthemmte Lebenseinstellung, die jedem aufgedrückt werden muss. Allein der Gedanke, dass einem in einer Szene-Bar die Themen ausgehen könnten und man nach dem zweiten Cocktail die Kellnerin unverbindlich fragt, ob sie sich nicht mal die Haare lang wachsen lassen und 10 Kilo abnehmen möchte, sie könnte schließlich so gut aussehen, lässt mich vor der unausweichlichen Grundsatzdiskussion erschaudern.

Akt 2

Wenigstens dürfen die noch von einer Frisur sprechen. Mein einst akkurater Schnitt mutiert immer mehr zu einer schlechten Micky Krause Parodie. Als Kind hatte ich bereits nicht zu bändigende Wirbel im Haar, was mir die Lacher im Kindergarten beim Silhouetten zeichnen garantierte. Ich sah auf diesen Bildern aus wie Alfalfa von den kleinen Strolchen. Haargel gab es damals noch nicht und wenn, dann hätte ich es aus Prinzip nicht genutzt. Obwohl im Winter Wasser recht effektiv war, um mich in Ivan Kruschensky, dem Bösewicht aus Karate Tiger, zu verwandeln. Und was für ein Akt das war, die Lotten glatt zu bekommen, während draußen hupend die Fahrgemeinschaft auf mich wartete. Lieber eine Eisscholle auf dem Kopf, als verwirbeltes Haar. Ich hatte mit vier Jahren bereits genug Elend durchgemacht.

Akt 3

In Bremen habe ich noch keinen guten, günstigen Friseur gefunden. Ich habe auch nicht gesucht. Gut bedeutet, dass er schnallt was ich möchte und schön wäre es, wenn er beim Schneiden die Fresse halten könnte. Günstig bedeutet, dass ich es nicht einsehe für einen Haarschnitt, der nur ein Level über „mit der Maschine auf 12 mm gebracht, sodass man die Uhr danach stellen kann“ liegt, mehr als 10 Euro zu bezahlen. Auch wenn bei meiner Matte der Scherenverschleiß höher liegen dürfte als allgemein kalkuliert.
Zudem möchte ich nicht mit schlechter Musik voll gedröhnt werden, während androgyne Friseurazubis ihre Chance nutzen wollen, indem sie mich dazu überreden, doch mal etwas Neues auszuprobieren.
Wenn ich Ilka schon in den Rücken fallen muss, dann stelle ich mir einen Friseur vor, wie ihn Uli Stein bei seinen Cartoons im Sinn hatte. Einen Barbier der ersten Stunde, bei dem die Kinder noch schreien wenn sie an der Reihe sind.

Bis dahin überlege ich mir, wie ich aus meiner voluminösen Matte am besten Profit schlage.
Ich könnte schmuggeln oder mit dem Verschnitt Kissen ausstopfen. Limitiert auf 10.000 Stück.