TEIL 1
Wer träumte als Kind nicht davon? Wenn ich groß bin, will
ich Amateurfußballer werden. Wo sonst hat man soviel Spaß?
In einer Fußballmannschaft vom Dorf hast du einen
Querschnitt durch alle Spielertypen, die der Sport hergibt. Achtzehnjährige,
die alles andere im Kopf haben als Fußball. Achtzehnjährige, die nichts anderes
im Kopf haben als Fußball. Achtzehnjährige, die nichts im Kopf haben. Daneben
Dreißigjährige, die den Sonntag lieber mit der Familie verbringen würden.
Dreißigjährige, dessen Familie der Verein ist. Dreißigjährige, die froh sind,
wenn sie mal für ein paar Stunden aus der Familie und sich ausbrechen dürfen.
Daraus ergibt sich ein hochexplosives Gemisch aus Hobbykickern, die Niederlagen
schon vor dem Anpfiff einfach so hinnehmen und Sportskameraden, die die
Hobbykicker für Niederlagen verantwortlich machen. Und da niemand gerne
verliert, wird vor der Saison der maximale Erfolg ausgerufen.
Ich spiele jetzt seit vierzehn Jahren in den untersten
Klassen, die der Landkreis zu bieten hat. Leider nicht durchgehend. Insgesamt
warfen mich dutzende Verletzungen ganze drei Jahre zurück. Womit zurück an den
Spielfeldrand, näher an die Bierbude meint. Ich dachte mir, ich schreibe mal
nicht von den Schwärmereien, der Ironie, über die herbei gesoffene Kameradschaft
und all die Legenden, die davon handeln, welcher Torwart total betrunken zum
Spiel kam und trotzdem drei Elfemeter hielt oder nach wie wenigen
Einsatzminuten jemand direkt wieder mit Rot vom Platz geschickt wurde. Diese
Geschichten hört man überall, immer etwas anders. Ich wollte mal von den
Schattenseiten erzählen, aber vor allem von mir. Die Identifikation mit
diesem Sport, kann ja jeder selbst für sich zwischen den Zeilen
herauslesen.
Wenn man in der Jugend oft und hoch gewinnt, ist das
meist als ein Anzeichen von vorhandenem Talent zu deuten. Ich selbst habe das nie
so gesehen. Das lag vor allem daran, dass bei den seltenen, aber scheinbar entscheidenden
Niederlagen unserer Mannschaft gerne meine Tagesform als Indiz für die Niederlage
hergeholt wurde. Damals habe ich das geglaubt und akzeptiert. Ein Fehlpass,
ist ein Fehlpass zuviel, aus drei Torschüssen können drei Tore fallen, und
nicht nur zwei. Das war mir klar und ärgerte mich. Ebenfalls ist klar, dass man mit sechzehn, siebzehn Jahren nicht
besonders viel vom Fußball versteht. Es gab ja niemanden, der es einen hätte
beibringen können. Die Trainer waren selbst fußballerisch nie besonders in
Erscheinung getreten und wie gesagt, reichte das was man da tat, oft aus. Die
Zweifel am eigenen Spiel begleiteten mich natürlich, dazu war ich unheimlich
ehrgeizig, was ebenfalls ein hochexplosives Gemisch war. Spätestens als ich registrierte,
wie ehemalige Mitspieler aus früheren Spielgemeinschaften einen riesigen
Schritt in ihrer Entwicklung gemacht hatten, während ich selbst auf der Stelle trat, begann
ich meine Einstellung zum Fußball zu ändern. Ich entdeckte die Welt des Amateurfußballs,
dieses große Dorfding, an dem soviel hängt.
Grüße an Timo, bald ist Weihnachten.
Grüße an Timo, bald ist Weihnachten.
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