TEIL 3
Ich ging in die Zweite Herren. Das war für mich leichter
nachzuvollziehen. Das waren ein paar Kumpels, die sich zum Fußballspielen
trafen. Die hatten sogar Spaß dabei, und wie! Freitagspiele, das bedeutete nach
dem Spiel direkt in die Disse. Frisch geduscht und irgendwer fuhr immer. Wir
spielten in der dritten Kreisklasse ganz oben mit. Ich durfte unter Trainer
Jörg machen was ich wollte. Nichts mit „Mitte, Mitte“, sondern Instinkt. Einzige
Voraussetzung, nach jedem Tor musste ich an die Seitenlinie kommen und
abklatschen.
Keine Ahnung welchen Platz wir am Ende belegten, ich weiß nur
noch, dass ich am letzten Spieltag das hundertste Tor für die Habenseite
unserer Mannschaft schoss. Ein sehr einschneidendes Jahr. Natürlich blieb in
der Zweiten Herren das Taktikbord ebenfalls im Keller, oder besser im Kaufhaus
für Büroaccessoires, aber ich fühlte mich bestätigt, mit dem Spaß kommt der
Erfolg und das reichte mir als Antrieb.
Die Zeit der Fehler war damit aber leider nicht vorüber. Im
darauf folgenden Jahr spielte ich wieder bei der Ersten Herren. Der Ehrgeiz und
ein neuer Trainer waren die Gründe. Nach dem zweiten Spiel voller Irrtümer und
Achselzucken, prellte ich mir im Training den Mittelfuß. Ein gefrorener
Maulswurfshügel tauchte plötzlich vor dem Sechzehner auf und nahm mir den Ball ab. Durchgezogen hatte
ich trotzdem. Nachdem mir eine typische Simulation attestiert wurde, durfte ich
zum Abgewöhnen gleich die anstehende Ecke schießen. Der Ball hoppelte zwei
Meter weit und ich in die Kabine. Ich hinkte von Arzt zu Arzt und die
Mannschaft von Niederlage zu Niederlage. Der direkte Abstieg war die logische Konsequenz.
Eine Schlappe, die vermutlich viele in ihren Alltag mitnahmen und vielleicht heute
noch mit sich rum tragen. Wer kann es ihnen verdenken?
Ich habe in der Zeit nur wenige unserer Spiele gesehen. Der
Grund waren die anstrengenden Grundsatzdiskussionen. Man bezichtigte mich
weiterhin der Simulation und folgerichtig machte mich das zum Hauptverantwortlichen
des Abstieges. Es ist schon gruselig, wenn ein erwachsener Amateurkicker dich mit seiner
ganzen pädagogischen Einfühlungsgabe fragt, ob du denn überhaupt in deinen
Körper hineinhorchen könntest. Er wollte wohl sehen, wie ich mich selbst entlarve
und weglaufe.
Das tat ich dann auch, im übertragenen Sinne. Es war am
letzten Spieltag. Seit ungefähr einem halben Jahr stand fest, dass ich im Falle
eines Abstieges und gleichzeitigen Aufstieges des Nachbarvereins, genau dorthin
wechseln würde. Auf irgendeiner der vielen Silberhochzeiten innerhalb der
Familie wurde dieser Deal mit meinen Cousins geschlossen. Der Gedanke: entweder
spielen wir gegeneinander oder miteinander. Sonst wusste niemand davon, das hätte
man mir sonst nur nachgetragen.
Grüße an Manuel, bald ist Weihnachten.
Grüße an Manuel, bald ist Weihnachten.
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