Die Arbeit fällt nach vier freien Tagen nicht leicht. Besonders dann nicht, wenn man zurzeit in einem verlassenen Gymnasium in Bremen die muffigen Räume abgehen darf. Sowie ich das gerade tue. Wenigstens auf die Sonne ist verlass und lässt auf eine gefühlt kurze Viertagewoche hoffen.
Während der Arbeit telefoniere und schreibe ich ständig zwischen Julia und einem Mittelsmann hin und her. Angewiesen auf das Wort Dritter, tippe ich Vertrauensparolen ins iPhone. Ich muss an eine Textpassage der Band Kinderzimmer Productions denken. „Ich sag schon nicht mehr Hallo, ich sag immer erst Entschuldigung“. Mein geringer Einfluss in der Sache nervt mich.
Nach der Arbeit geht es direkt ins Fitnessstudio. Meine Beine sehen fatal aus. Rot, Grün, Blau getreten, inklusive Rasenflechte. 40 Minuten aufwärmen auf dem Kardio-Rad, länger kann ich mich nicht beim Lesen konzentrieren, zu viele abschweifende Gedanken bereiten mir Sorgen und ohne eine adäquate Ablenkung hat das andauernde, ausdauernde Radeln keinen Zweck. Außer den 362 verbrannten Kalorien. Das entspricht ungefähr einem Glas Saft. Welcher Arsch hat sich diese Relationen ausgedacht? Kardio war das Programm für die Waage, jetzt kommt das für den Spiegel. Ich setze die Kopfhörer auf und mich vor die Gewichte.
Nach dem Fitnessstudio kaufe ich für die Restwoche ein. 20 Euro für den Einkauf pro Woche sind realistisch kalkuliert. Da die gut ausgebildete Verkäuferin beim ALDI solange damit wartet den nächsten Kunden abzukassieren bis der vorige Kunde, in diesem Fall ich, seinen Kram von der Fläche hinter dem Scanner weggeräumt hat, schäme ich mich in Grund und Boden. Peinlich, peinlich. Normalerweise achte ich darauf die Sachen, die in der Tüte oben liegen müssen, als letztes auf das Warenband zulegen und normalerweise addiere ich die Preise bereits im Kopf zusammen, sodass ich sofort passend zahlen kann. „Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein“. Element of Crime. Im Gegensatz zu Kleingeld, habe ich Textpassagen immer parat.
Hauptsächlich kaufe ich Kühlschrankfüllende Frühstücksutensilien ein. Zum späten Mittag gibt es warme Knackwürstchen, oder allgemein auch Wasserwurst genannt, auf Toast. Dazwischen kommt Butter. Eins der wenigen Gerichte, bei denen ich mir sicher sein kann, es geht schnell und gelingt. Ich habe keine Lust zu kochen oder auf Überraschungen, außerdem muss die Butter, normalerweise ausschließlich für Gäste gedacht, weg.
Auf Pro7 läuft eine neue Simpsons Folge, danach kommt auf Sat1 das Champions League Halbfinale. Schalke gegen ManU. Wer ein Spiel lesen kann, weiß nach fünf Minuten wie dieses Spiel ausgehen wird. Ich lasse es im Hintergrund laufen und widme mich wieder Julias Angelegenheit und meinen hoffnungsarmen Versprechungen. Niemand reagiert auf meine Anfragen. Ich weiß nicht, was für Schlüsse ich daraus ziehen soll. Zum Glück haben die vielen Wasserwürste auf Toast meinen Magen betäubt, ansonsten müsste ich von einem miesen Gefühl in der Magengegend berichten.
Sido, Howard Carpendale und Jürgen Drews sitzen unter anderen bei Markus Lanz und reden über die Jugend und die Zukunft im Allgemeinen. Sido kassiert ein paar Lacher. Das zugeknöpfte Lanz Publikum kichert bei jedem unflätigem Wort des Rappers. Jürgen Drews sagt, in Fünfzig Jahren haben wir eine Weltdemokratie. Der Königstitel von Mallorca sei nur der Anfang, wird von irgendwoher eingeworfen. Ich mag ja Jürgen Drews, so als Mensch. Wirklich.
Wo die Neurosen wuchern, da will ich Landschaftsgärtner sein. Saugut!!!
AntwortenLöschenJa, Element of Crime ist eh sehr textsicher. Fahre heute auf eine Lesung von Sven Regener!
AntwortenLöschenIch mag Jürgen Drews, rein menschlich, auch sehr gerne. Er schreibt übrigends unter anderem für die Super Illu, im Flugzeug bin ich seinen Ausführungen zum Thema Gunther Sachs gefolgt.
AntwortenLöschenDas werde ich wohl nie nachvollziehen können :(
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