Samstag, 21. Mai 2011

Samstag, den 30. April 2011 - Silke

Schön ausschlafen heute, am Samstag. Da habe ich mich schon die letzten beiden Wochen drauf gefreut – endlich mal schön ausschlafen. Um 7 Uhr wache ich auf, bis um 9 Uhr versuche ich wieder einzuschlafen, dann gebe ich auf. Soviel zum schön mal ausschlafen. Ob es das fortgeschrittene Alter ist? Das 27 anders als 18 ist, ist klar. Das ist auch gut so und ich freue mich in regelmäßigen Abständen darüber. Weniger erfreulich sind die sich klar um die Augen abzeichnenden Fältchen (ganz klar jedenfalls, wenn ich 5cm vor dem Spiegel genau hingucke), ob die tolle Creme vom Bodyshop da wohl hilft?
Also aufstehen, frühstücken. Mama ist der Meinung, ich müsste nach dem ganzen Reisen erstmal wieder „geerdet“ werden und schickt mich in den Garten. E. ist am Rasenmähen, mit dem Rasenmähertrecker (heißt das so? Sieht auf jeden Fall so aus), das sieht nach mehr Spaß aus, als Wäsche aufhängen jemals sein könnte. Geschickt biete ich meine Hilfe an und sitze auf dem Gefährt, umgehe damit also langweiligere Erdungsarbeiten. Die Sache stellt sich als durchaus entspannend heraus (ich hoffe, das versehentlich abgemähte Blumenbeet fällt nicht auf).

Die Sonne scheint. Später geht’s zu einem meiner Top 3 Lieblingsplätze in Europa, Blumen gießen: der lokale Friedhof. Hier könnte ich Stunden verbringen; schöner als jeder Park, ruhiger als jeder Park. Kein Buch vonnöten, hier liegen genug Geschichten. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ steht da geschrieben; kann ein Satz mehr Wahrheit sprechen?
And so they are ever returning to us, the dead.

Zum Einbruch der Dunkelheit finde ich meinen Weg wieder nach Hause; in der Stube findet die Familie zusammen. Mein Vater berichtet, dass vor dem Haus unserer Nachbarn (die, wohlgemerkt, über einen Kilometer von uns entfernt wohnen) die Strasse abgesperrt ist und Autos mit Blaulicht davor stehen. Nach einigem Rätseln, was dies wohl sein könnte (Meine Mutter: „Komisch, alte Leute wohnen da doch gar nicht, die umgekippt sein könnten“) ruft mein Vater bei den Nachbarn an. Die Tochter des Hauses nimmt ab, weiss aber auch nichts. Spannend.
Ich finde die Neugierde und unbedingte Nähe der Gemeinschaft erst einmal wieder befänglich, fast unangenehm – nach Jahren der absoluten Anonymität in London, Amsterdam und Wien muss ich mich neu daran gewöhnen, was Gemeinschaft bedeutet. So groß ist der Gegensatz; in der Stadt würde sich eine Oma nie eine Tasche nach Hause tragen lassen, im Dorf würde die Oma sich wahrscheinlich bei den Eltern des Kindes beschweren, welches ihr hätte helfen können.


Each of us is a being in himself and a being in society, each of us needs to understand himself and understand others, take care of others and be taken care of himself.  ~Haniel Long

2 Kommentare:

  1. Und was ist da jetzt genau passiert?

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  2. Haha, dramatisch ist's gewesen - ein Baum drohte auf ein Haus und auf die Strasse zu fallen. Absperrung durch die Feuerwehr, hat scheinbar um die 8 Stunden gedauert, die Situation zu entschärfen.

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