Nach dem reichhaltigen Buffet von gestern Abend ist mir heute Morgen eher schlecht als recht. Eigentlich komisch, denn normalerweise habe ich morgens riesigen Hunger, wenn ich mir den Magen vorm Schlafengehen richtig vollgeschlagen habe. Der berüchtigte Magenweitungseffekt. Ich bin sicher, ihr kennt das. Na ja, heute also nicht. Frühstück habe ich mir in Thailand sowieso weitgehend abgewöhnt. Mir morgens schon Reis und Chili reinzupfeifen, das ist meine Sache nicht. Frische Backwaren sind dagegen nur sehr spärlich verfügbar und abgesehen von Obst gibt es hier meiner Meinung nach wenige Alternativen zu einem morgendlichen Müsli. Müsli ist natürlich vollkommen Thailand-untypisch. Nur im Supermarkt für westliche Langnasen gibt es für umgerechnet 11 Euro eine 1000g-Packung. Auf der Verpackung steht "Hahne multi fruit muesli, Bad Oeynhausen". Kein Wunder, dass der Preis von einem anderen Stern ist. Jenseits jeden ökologischen Gewissens bevorrate ich aus reiner Bequemlichkeit trotzdem eine Notration. Für den Fall, dass ich morgens mal gar nicht vom Fleck komme oder über Nacht eingeschneit bin. Ansonsten hole ich mir aber meistens auf dem Siebeneinhalb-Minuten-Fußweg von der Wohnung zur Arbeit was an einem der zahlreichen Verkaufsstände, die den Bürgersteig säumen. Zum Beispiel Orangensaft. Frisch ausgequetscht natürlich. In Thailand hält der Orangensaft außerdem tatsächlich was er verspricht und präsentiert sich in sattem Orange. Orangensaft à la HohesC ist dagegen ja unsinnigerweise gelb.
Die Mittagspause verbringen die Kollegen und ich heute in einer kleinen Straße, die gleich gegenüber von unserem Bürogebäude unscheinbar ins Nichts führt. Nachts verwandelt sich die Gasse in einen einzigen, langen Tresen, aber tagsüber ist es wunderbar ruhig hier und es gibt reichlich Sitzgelegenheiten, das heißt Plastikbestuhlung. Die Sonne steht nun fast senkrecht am Himmel und brennt selbst zwischen den Hochhausschluchten der Großstadt gnadenlos auf den bröckeligen Asphalt. Es sind 38°C. Eigentlich nicht das richtige Wetter, um draußen zu essen, aber das Kollektiv hat entschieden. Immerhin sitzen wir im Schatten, die direkte Sonneneinstrahlung gleicht einem Himmelfahrtskommando. Ich entscheide mich für ein Hühnchencurry mit scharf angemachtem Gemüse. Dazu roter Reis. Kostet alles zusammen sagenhafte 40 Baht, also ungefähr einen Euro. Wunderbar.
Gegessen wird übrigens mit Löffel und Gabel und nicht, wie oft spontan vermutet, mit Stäbchen. Löffel in der rechten Hand, Gabel zur Unterstützung in der Linken. Stäbchen gibt es paradoxerweise nur für Suppengerichte. Später am Nachmittag hole ich mir für Zwischendurch noch eine frische Ananas von einem der Straßenstände. Die Frucht ist schon fertig geschält und in mundgerechte Stücke zerschnitten. Eine ganze Ananas kostet 30 Baht. Wieder 75 Cent. Traumhaft.
Nach der Arbeit kehre ich auf dem Heimweg in meinen favorisierten Sushi-Laden an der Ecke ein. Ich will was zum Mitnehmen. Die Verkaufs-Vitrine ist noch prall gefüllt und ich habe volle Auswahl. Also lade ich eine stattliche Vielfalt verschiedener Meisterstücke auf das Tablett und male mir schon das Abendessen aus. Die Mädels an der Kasse freuen sich, mich mal wieder zu sehen und fragen, wo ich so lange war. Außerdem wollen sie offenbar bald Feierabend machen und das Fisch-Zeug loswerden. Nachdem ich bezahlt habe, legen sie noch fünf Thunfisch-Maki obendrauf und wünschen mir guten Appetit. Heute ist mein Glückstag. Mal wieder.
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