Der Samstag begann mit einem „Frühstück“ im Abbey Road. Serviert wurden zwei Schnitzel pro Teller mit wahlweise Rösti, Wedges, Spätzle, Pommes oder Salat. Nicht zu vergessen, die Pilzrahmsauce für all die, die sich nichts aus weiteren 300 Kalorien machen. An dem heutigen Samstag sollte es nach Zhujiajiao gehen – eine beschauliche Wasserstadt, die leicht an Venedig erinnert. Da ich bereits davon ausging, dass es dort nichts Kaubares für meinen westlich antrainierten Gaumen gäben würde, wollte ich provisorisch vorsorgen. Selbst jemand mit einer bereits sinisierten Zunge, sollte an derartigen Orten vorsichtiger sein. Heute ist ein ziemlich heißer Tag gewesen und wer weiß, wie lange die Baozi bereits an der Sonne brutzelten und vor sich hin verdunsteten.
Auf lange und stickige Busfahrten hatten wir ebenso weniger Lust und da das Taxifahren in China ohnehin einen Apfel und ein Ei kostet, hatten wir uns für die bequemste Art entschieden. Es war unser Glück, dass der Taxifahrer sein lukrativstes Geschäft des Tages in uns witterte. Auf dem Hinweg zum Abbey Road bot er uns eine Hin- und Rückfahrt an und obendrauf würde er sogar auf uns warten. Abgemacht! Er lachte und wir freuten uns über diesen Extraservice.
Die Hinfahrt dauerte etwa eine Stunde und kostete uns insgesamt 230 RMB (ca.25 Euro). Auf der Autobahn bemerkte ich, dass sich meine Strickjacke in der Tür verfing und ¼ der Jacke nun aus dem Auto hing und durch die Luft wedelte. Bemerkt hatte ich es aber erst, als ich mich für ein Nickerchen zu Recht legen wollte. Es klappte aber auch mit Bewegungseinschränkung, auch wenn ich mir den Rest der Fahrt anders vorgestellt hatte. Ursprünglich ginge ich vom Folgenden aus:
Einsteigen – Small Talk – Nickerchen – aufwachen – uns absetzen – aussteigen.
Die Realität sah aber folgendermaßen aus:
Eingestiegen – eingeschränkte Bewegungsfreiheit – Nickerchen – aufgeweckt worden – verfahren – Missverständnis – verfahren - verfahren – am richtigen Ort vorbeigefahren –Missverständnis – verfahren –umgedreht- angekommen- 230 RMB- ausgestiegen.
Welch ein Maleur! Zum Ende der Fahrt konnte ich mir sogar eine Handvoll Straßennamen merken. Das schaffte ich noch nicht einmal nach 4 Monaten in Peking.
Andererseits hatten wir auch Glück im Unglück: Das ständige Verfahren half uns die Zeit hinauszuzögern, die uns sowohl das Eintrittsgeld (freier Eintritt ab 16:00 Uhr) als auch den Touriauflauf ersparte. Ich bin mir sicher gewesen, wären wir einige Zeit früher angekommen, dann hätte ich mehr Köpfe als Wasser vor der Linse gehabt - Schnitzel und lästige Taxifahrt sei Dank aber nicht!
Einen Spaßverderber hatten wir dennoch im Boot sitzen– die stechend heiße Sonne. Das Wetter wurde unerträglich und die schmalen Gehwege und Gassen wurden zu stickigen Saunabuden. Die Gerüche verschiedenster Garküchen verschmolzen hier miteinander und wäre da nicht der Stinketofu, der dem unausweichlichen Gestank seine gewisse Note dazu verlieh, wäre das Ganze auch kein Problem gewesen. Auf der Suche nach einem Zufluchtsort, hatten wir uns dummerweise verlaufen und es hatte uns ein wenig Zeit gekostet wieder zurückzufinden.
Nach zwei Stunden hatte es uns dann aber auch gereicht. Zhujiajiao ist zwar ein interessantes Plätzchen, unterscheidet sich allerdings nicht groß von anderen touristischen Orten in China, wenn da nicht das Wasser und das venedische Flair wären.
Ich hatte meine Erkältung zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich auskuriert und es wurde auch Zeit wieder zurückzufahren. Der Samstag endete für mich ungewöhnlich früh, als ich auf der Wohnzimmercouch einschlief, während A. noch munter Fußball schaute. Es stand 4:1 für den FC Bayern München.
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