Der
Donnerstag begann mit ausgiebigen Ausschlafen. Ich hatte mir für den
Tag nichts großartiges vorgenommen. Ein kleines K&K-Frühstück
(Kaffee&Kippe) so wie ich es gewohnt bin und dann ein wenig
Schreibkram erledigen. Die Behörden können recht ungeduldig sein.
Gegen
Mittag bekam ich eine Mail von J. J kenne ich über drei Ecken aus
dem Internet und bin ihr bis zu diesen Tag noch nie begegnet obwohl
sie nicht sehr weit weg wohnt. J will eine „Internetseite“ haben
und fragte ob ich mal auf einen Kaffee vorbei kommen könne. Obwohl J
recht attraktiv ist, hatte ich bei „Kaffee“ tatsächlich an das
Heißgetränk gedacht und nicht an einen „Kaffee“ der bei Frauen
gerne die „Briefmarkensammlung“ ersetzt. Mir machten noch
geistige Verdauungsstörungen vom Vorabend zu schaffen. Selbst wenn J
mir einen „Kaffee“ angeboten hätte, hätte ich wohl eher dankend
abgelehnt.
Am
Nachmittag fuhr ich zu J. Sie erzählte mir was sie vorhabe und ob
ich ihr dabei helfen könne. Kurz zusammengefasst lässt sich J's
Vorhaben mit „Eine Mischung aus Amazon und Facebook“ umschreiben.
Nichts ungewöhnliches, jeder der keine Ahnung von Internet hat und
da eine ganz große Nummer aufziehen will, denkt das man sich mit ein
paar Mausklicks eine Webseite zusammenklicken kann die sämtliche
Leistungen von Amazon&Facebook bietet und noch ein paar Extras
mehr.
Ich
machte J klar das so ein Vorhaben finanziell schnell im fünfstelligen
Bereich liegt. Und das seien nur die Kosten für die Erstellung der
Webseite. Und selbst wenn sie das Geld hätte, würde ihr das ja
wenig nutzen. Ohne Besucher ist selbst eine Mischung aus
Amazon&Facebook so wertvoll wie ein kleiner Hundehaufen. „Ich
dachte die kommen alle von Google!?“ erklärte mir J ihr
Geschäftsmodell. Ich versuchte J zu erklären das Google nicht ganz
freiwillig die Besucher zu ihr schicken würde und das sie dafür
schon etwas tun müsse. Selbst wenn, ist J's Vorhaben vom Prinzip her
so exotisch, dass Google auch mit viel guten Willen und einer Menge
gebuchter Anzeigen kaum jemanden auf J's Seite aufmerksam machen
würde.
J war
etwas enttäuscht und machte Andeutungen das andere es wohl könnten
und ich nur nicht wollte. Oder es schlichtweg nicht könnte.
Meinerseits gab es keinen Versuch J in die Realität zurück zu holen
und ihr klar zu machen das auch ein Big Business ganz klein anfängt.
Ich beließ es also dabei und gab ihr den Ratschlag erst einmal klein
anzufangen und dann zu schauen wie es läuft. Warum fragen Menschen
eigentlich andere Menschen um Rat wenn sie der Meinung sind das der
Ratgebende keine Ahnung hat sobald er ihre Erwartungen enttäuscht?
Ich fühlte mich ein wenig angepisst von J.
Wir
drifteten thematisch schnell ab und J erzählte mir irgendwelche
Sachen die mich nur marginal interessierten. Irgendwann begann dann J
ihr Leid zu klagen wie schlecht die Menschen, die Welt und das
Universum sei. Ich fragte mich derweilen ob ich irgendwo
„Seelenmülleimer“ auf der Stirn stehen hätte und nickte nur
höflich oder stimmte ihr mit einen gelegentlichen „Ja, ja“ zu.
Mir war nicht nach Diskussion, jetzt hätte ich lieber einen
„Kaffee“, dafür war es aber schon zu spät.
J
steigerte sich recht schnell in ihr Leid mit dem Universum rein, so
dass es mir fast ebenso schnell zu bunt wurde. Nach ein paar Stunden
verabschiedete ich mich von J und den festen Vorsatz mich nicht mehr
mit Internetbekanntschaften - egal ob langjährig und vertraut oder
nur flüchtig - zu treffen. Wenn andere abends im Bett liegen und
Schäfchen zählen, liege ich im Bett und zähle die durchgeknallten
Internetbekanntschaften die ich bisher getroffen habe. Meist schlafe
ich dann mit der Furcht ein, dass eine dieser Internetbekanntschaften
mich zerstückelt und mich im Eisfach ihres Kühlschranks deponiert.
Auf dem
Rückweg von J nach Hause hatte mich P noch angerufen. P kenne ich
seit mehr als 20 Jahren, er ist im Vergleich zu den Menschen die ich
in den letzten Tagen getroffen habe die reinste Erholung. P wollte
nur mal hören wie es mir geht, was darin endete, dass ich mit P,
seiner Frau und seiner Tochter im Schrebergarten vor dem Grill saß.
Es gesellten sich noch einige andere Bekannte und Freunde zu uns, so
das der Donnerstag überraschend angenehm und entspannend endete.
Obwohl
ich den Abend gerne noch länger genossen hätte, endlich mal keine
Verrückten in meiner näheren Umgebung, musste ich ihn recht früh
beenden. Für Freitag war mal wieder um 4 Uhr aufstehen angesagt,
Brückentag war ja schließlich gestrichen.
Es gibt
Tage, an denen ich gar nicht arbeiten muss und dennoch den Job hasse
wie die Pest. Was mir Sorgen macht ist, dass es immer mehr solcher
Tage gibt.
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