Ich komme eine Viertelstunde zu spät auf der Arbeit an, es
fällt niemanden auf. Das Montagsmeeting scheint ebenfalls niemanden zu
interessieren. Recht so. Ich fahre den PC hoch, lösche den Internetverlauf, schreibe
meine Kündigung und fülle den Urlaubsantrag aus. Ein Kollege fragt mich, ob ich heute
Abend zum Studentenwohnheim fahren könne, der Beton wird geliefert, und das sei ja
in meiner Nachbarschaft. So war es zwar
mal abgemacht, aber ich habe mich bereits geistig abgeseilt. Der Chef ahnt
was los ist. Wenn hier jemand bei Betreten eines Büros die Tür hinter
sich schließt, ist das nie ein gutes Zeichen. Sich gütlich trennen, geht in
diesem Fall wohl kaum, zumindest kriegen wir es einigermaßen hin, uns gegenseitig
kein allzu schlechtes Gewissen zu machen. Ich gebe den Generalschlüssel und das
iPhone ab, kläre ein paar Kleinigkeiten, schreibe einen Zettel, der so was wie
eine Übergabe der ausstehenden Arbeiten darstellen soll und verabschiede mich
von den Kollegen. In der Buchhaltung hole ich mir noch das Spesengeld für die
Bayerntour aus vergangener Woche ab. 60 Euro bar auf die Hand! danach heißt es:
Ferien für immer.
Zu Hause bemerke ich das Ladekabel des Firmen iPhones auf dem
Küchentisch. Das muss ich wohl nachschicken. Auf dem Sofa liegen und lesen, klappt grundsätzlich höchstens fünf Minuten, dann fällt mir das Buch ins Gesicht. Im Bett werde ich davon eher wach.
16 Uhr, zu spät für das Mittagessen und zu früh für
Abendbrot. Dann gibt es halt Spaghetti Bolognese statt Kaffee und Kuchen zum Kaffee.
Nebenbei erledige ich so allerhand Kram. Wäsche, Müll, Putzen. Dinge, die sonst
einen erheblichen Zeitaufwand mit sich brachten, erledige ich jetzt „nebenbei“.
Erstaunlich wie schnell man sich von der Arbeit und den ganzen Themen drumherum lösen kann. Im so genannten Feierabend funktionierte das nicht so gut. Nach
dem Essen setze ich mich an den Schreibtisch, höre die aktuelle Folge von
Sanft und Sorgfältig und sortiere Akten. Eigentlich sind es viele, einzelne
Blätter. Aktenordner besitze ich nur einen.
Es ist eine schlechte Idee an Montagen die Pfandflaschen zum
Supermarkt zu tragen. REWE ist der einzige Markt in der Nähe, der einen
Pfandautomaten hat, der alle Flaschen bedingungslos annimmt. Außer Club Mate. Die
Schlange reicht bis vor den Eingang. REWE scheint mit Ausschreitungen zu
rechnen. Eine Einmeterfünfzig kleine Sabrina Setlur gibt breitbeinig und mit
verschränkten Armen die Security. Vor mir sind zwei Junge Menschen. Er mit
Hornbrille, Föhnfrisur, Vollbart, Jeanshemd, Skinny-Jenas und Slipper, sie im
Grunde auch, nur ohne Vollbart und Hornbrille. Drei Big Bags voll haben die
beiden in einem Einkaufswagen rangerollt. Kurz überlege ich, ob ich denen das
mit der Club Mate erzähle, vielleicht verziehen sie sich dann wieder. Das Mädel
steckt sehr gemächlich eine Flache nach der anderen in die dafür vorgesehene
Öffnung. Womöglich hat sie Angst durch den Automaten eine Hand zu verlieren
oder sie liest nebenbei die Bedienungsanleitung. Ihrem Freund und/oder
Mitbewohner, ist ja oft dasselbe, kann es nicht schnell genug gehen und löst
sie wortlos am Automaten ab. In Menschenschlangen herrscht dankenswerterweise
Redeverbot! Es geht voran. Über zehn Euro haben die beiden zusammengesammelt.
Da komme ich nicht mit.
Pfandgeld hole ich beim REWE, beim Netto am "E-Damm" kaufe ich ein.
Hier verlaufe ich mich nur selten und vergesse nicht
mittendrin was ich einkaufen wollte. Es soll später Hawaii Toast geben,
zusammen mit einer DVD. Der Netto, bei dem ich regelmäßig einkaufe, wird genauso
regelmäßig abgezogen. Heute ist es eine blonde Frau in grünen Leggings, die
nach dem Piepen der Sicherheitsschranke ihre dicken Beine in die kleinen, diebischen
Hände nimmt. Die ist weggelaufen, ruft irgendwer. Nicht schon wieder, stöhnt
der Kassierer. Ja, so ist das hier.
Abends setze ich mich an den PC und rechne die Statik für
Volkers Holzbalkendecke. Leider habe ich keinen Taschenrechner mehr, weshalb
ich die Rechnungen alle in Excel-Spalten eingeben muss. Müßig, gerade wenn das
Ergebnis nicht stimmen will, bzw. stimmt es und die Ausführung muss geändert
werden. Um 22 Uhr schaffe ich es auch Volker davon in Kenntnis zu setzen.
Die DVD schalte ich nach dem Intro wieder ab. Die Hawaii
Toasts esse ich trotzdem. Morgen früh habe ich ein Vorstellungsgespräch und bin
bisher kein bisschen darauf eingestellt. Also Hose bügeln und so. Bei Jürgen
Wiebicke höre ich, dass beim Menschen, laut einer aktuellen Studie natürlich, über
den Tag verteilt 2/3 seiner Gedanken unbestimmt sind. Ein wirres Zufallsprodukt
an Gedankengängen. Und zwar Geschlechter unabhängig. Das restliche Drittel sei
Konzentration. Mir kommt es so vor, als seien es mehr, oder ich habe mir das
Drittel für das Bett aufgehoben.
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