Heute geht es zum Management-Meeting nach Kopenhagen – ein Tag voller Diskussionen und weniger Aktionen. Seit fast einem Jahr bin ich nun bei einer dänischen Firma in Anstellung. Die Firma gefällt mir gut, der Job macht Spaß und das Arbeitsverhalten der dänischen Kollegen macht die ganze Sache zu einer abenteuerlichen Herausforderung, die hautpsächlich darin besteht, nicht ausfallend zu werden.
Die Dänen
sind die glücklichsten Arbeitnehmer der Welt (lt. Statistik). In Dänemark gibt
es auch ein Wort dafür: Arbeitsglücklichkeit.
In der
Theorie ist das ein tolles Konzept, in der umgesetzten Version (für
nicht-Dänen) eher anstrengend: Angemessene Arbeitszeiten sorgen dafür, dass der
gemeine Däne sich gegen 9 Uhr an den Schreibtisch bewegt, zwischen 9.30 Uhr und
12:00 Uhr in durchschnittlich 3-4 Meetings viel diskutiert, aber zu keinen Entscheidungen
kommt, sich dann mit ein paar Gläsern frischer Milch zu Mittag (es gibt
irgendwas mit Schwein) stärkt, um sich dann mit neuer Motivation weiteren
Diskussionen bis ca. 16:00 Uhr zu widmen. Zwischendurch werden viele Emails
geschrieben – alles, was nicht in Meetings diskutiert wird, muss per Email
ausgetragen werden, das ist der Brauch. Kollegen, die nach 16:45 noch im Büro
sind, sprechen von Burn-Out Gefahr und davon, wie sehr sie sich den Arsch
aufreißen.
In Dänemark
sagt man den Schweden nach, ein stressiges Leben für den Job zu führen und im
allgemeinen die Karriere sehr zu pushen. Ich habe mal Interessehalber
gegoogelt, der Schwede arbeitet im Durchschnitt 39.2 Stunden in der Woche.
Ich habe
mich dafür entschieden, die positiven Aspekte in der Zusammenarbeit mit den
Dänen zu sehen: Um mich von Handgreiflichkeiten selber abhalten zu können, wenn
mir wieder ein Kollege sagt „Nein, dass gehört nicht zu meinem Job“ oder „Sehr
lustig, ein Meeting nach 16.30 Uhr“, habe ich mich eingehend mit den gängigen
Entspannungspraxen beschäftigt.
Manche
sagen, ich wäre gleichgültiger geworden – aber ich weiß, dass es die
Tiefenentspannung sein muss.
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