Ich habe heute bis nach 12 Uhr geschlafen. Dann habe ich mit
Lisa, Lukas, Franzi und Lukas gefrühstückt. Plötzlich Lärm. Lore ruft, da
draußen geht’s voll ab. Wir hasten auf den Balkon. Die Demo kommt am Haus
vorbei, der kosmische Käfer läuft und macht elektronische Musik. Ich ziehe mir
schnell Schuhe und Jacke an, haste die Treppe runter und vor der Tür: der
Käfer. Sofort sehe ich Henner und Natalie, dann Rene, den sehe ich in letzter
Zeit ja überall (und zwar meistens barfuß). Ich reihe mich ein und freue mich
über die schöne Musik. Etwas später sehe ich ein Mädchen mit Kinderwargen, der
mit Plane überzogen vor sich her geschoben wird. Ganz in der Nähe ein
Einkaufswagen, der genauso gestylt ist. Hej, das Mädel kenn ich doch. Ich
spreche sie an und frage, ob sie mit X zusammen wohnen würde. Denn dort in der
WG habe ich sie gesehen. Sie erinnert sich auch und erzählt mir aber, dass sie
außerhalb in einem Wohnprojekt wohnt. „Und was ist da in dem Kinderwagen?“
Darin wird die Anlage transportiert, erfahre ich. Die Anlage, die gestern Nacht
den Stühli-Park beschallt hat. Ahja, interessante Info, interessantes Mädchen.
Im nächsten Moment dreht sie ab und tschüss. Als wir durch die halbe Stadt
gefahren sind, erblicke ich L (meine Ex). Das war nicht so geil. Habe mich dann
im Demozug nach hinten fallen lassen. Dann gab es ne Kundgebung vor dem
Bahnhof, dann weiter, Polizeisperre, dann die 'Auflösung'. Ungeachtet der
selbst angesagten Auflösung zieht ein Teil des Zugs weiter und macht nun vor
dem Stadttheater Mucke. Dort sehe ich Miri, lade sie morgen zu der Bötzeparty
ein und tausche mit ihr die Nummern. Ich verabschiede mich sogleich und drehe
mich um. Zwei Meter hinter mir sehe ich L (meine Ex) mit ihrer Freundin M.
Sieht so aus als hätten sie mich nicht gesehen. Ich drehe mich schnell um 90
Grad und gehe flotten Schrittes aus der Szene. Mit den anderen gehe ich zum
nahegelegenen Dönerladen, sie wollen Bier holen. Ich habe mich in Sicherheit
gefühlt doch M und L (Ex) wollten zur gleichen Zeit zu diesem Döner. Ich bleibe
recht ruhig, merke aber, dass mir das unangenehm ist. Sie spricht mit K und
Jasi. Ich höre, dass ihr neuer Freund in der gleichen Kneipe arbeitet wie Jasi.
Das nervt, ich will sowas nicht wissen! Weg da. Ich entscheide mich die
Innenstadt zu verlassen. Ich will jetzt Ruhe. Ich gehe nach Hause und
entschließe mich mit dem Fahrrad nach Bötzingen zu radeln. Immer die Dreisam
runter in das gelobte Land. Es fängt leicht an zu regnen, als ich schon fast da
bin. Die kleine Radtour hat mir sehr gut getan. Als ich auf dem Hof ankomme
erblicke ich viele fremde Menschen, aber sehen natürlich alle nett aus. Es
wurde ja angekündigt, dass auch einige Freunde aus Berlin und sonst woher
anreisen. Es wird an dem freistehenden Herd unter dem Schirmdach gekocht, oder
besser gesagt, gebacken, nämlich Pfannkuchen. Ich begrüße die Leute die vornean
stehen mit Handschlag, stelle mich vor und versuche mir die Namen zu merken.
Vielleicht gibt’s für mich ja später noch einen Pfannkuchen, die Leute hier
sind ja erfahrungsgemäß sehr gastfreundlich. Ich gehe erstmal weiter zu Frieder
um ihm Hallo zu sagen. Er ist gerade mit seinem Hofmitbewohner dabei Fackeln zu
machen. Dabei wird ein neuer Ansatz verfolgt: Klopapierrollen in einen Eimer
voll flüssiges Wachs tauchen. Es steht gleich auf dem Plan mit der VW-Pritsche
zu dem Biohof 'Diestel' zu fahren, dessen Besitzer mit Frieder und Wolle
befreundet ist. Sie bekommen auch öfters mal Gemüse von ihm, dass dann im
Solarofen (10m²-Kollektorpanel im Garten) getrocknet wird. Ich werde gefragt,
ob ich mit will. Dort ist Tag der offenen Tür. Kurzerhand sage ich 'klar'.
Wenig später sitze ich mit fünf anderen Kerlen und zwei Kindern im
VW-Transporter und kurve um den Kaiserstuhl. Ich bin müde und genieße es
einfach aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an mir vorbeiziehen zu
sehen. Die Kinder machen quatsch, ist aber gut. Wir fahren zuerst zum Hof und
gucken da mal rein. Felix macht Bilder, weil er das gut kann und die für
Werbezwecke (für den Hof) nutzen will. Die zwei Leute die dort Gemüse
sortieren, haben dunkle haut und sehen indisch aus. Ich mache mir kurz
vorurteilige Gedanken. Wir merken schnell, dass das eigentliche Geschehen am
Feld stattfindet und fahren dort hin. Da treffen wir dann auch Moki, den
Besitzer. Er ist größer als ich, kräftig und trägt Vollbart und Turban. Sein
indischer Akzent klingt nett und er ist es auch. Alle finden ihn toll. Da ich
immer noch müde bin, halte ich mich aus den Gesprächen raus. Moki nimmt kein
Blatt vor den Mund und macht fröhlich anrüchige Witze. Sehr sympatisch. Die
Kinder klettern auf die modrigen Strohballen, eine Frau fährt Trecker über das
Feld (was sehr interessant auf mich wirkt), Mokis Frau hat Avocado-Mus gemacht,
wir schauen in den Schuppen die neu reparierte Maschine an, Wasser läuft über.
Wir essen die Avocado-Creme mit leckerem Brot, reden über dies und das und
fahren nach gefühlten 1,5 Stunden wieder. Wir waren die einzigen echten Gäste.
Aber das macht nichts, die Leute sind froh und ich auch. Zurück am Hof in
Bötzingen gibt es bald Abendessen. Am großen Tisch unter dem Scheunendach
bekommt jeder davon ab. Eine tolle Gemeinschaft. Aber ich weiß, dass ich die
Gäste von Auswärts nie wirklich kennen
lernen werde. Die Motivation es zu
versuchen hält sich deshalb in Grenzen. Macht nichts, ich entspanne mich. Auf
diesem Hof ist so viel. So viel Zeug, das schön ist zu besitzen, und sicher
auch praktisch ist, aber ich frage mich, was man damit macht, wenn man es nicht
mehr braucht. Was wenn man umzieht und das alles nicht mitnehmen kann. Man muss
sich eigentlich immer Gedanken machen, wenn man sich Dinge anschafft, schon
beim Anschaffen, wie man sie wieder entsorgt. Das machen die Menschen viel zu
wenig. Deshalb vermüllt dieser Planet auch. Und die Menschen hier am Hof sind
in dieser Hinsicht sicher die besseren Menschen. Achja, egal. Es regnet noch
ein Weilchen, dann hört es aber auf und das ist ein prima Anlass für mich
wieder nach Freiburg zu fahren. Die Heimfahrt tut mir wieder gut, ich bin recht
schnell mit Klappjens unterwegs. Kurz vor der Stadt offenbart sich ein
wunderschöner Himmel mit Nebelschwaden über dem Roßkopf, ein Bild, dass man
sonst nur aus dem Auenland kennt. Unter der B31-Brücke ist immer noch dieser
kleine Rave in Gange, der schon lief, als ich raus gefahren bin. Sieht aber
nicht einladend aus und ich bin froh, dass ich nicht dort sein muss. In
Freiburg fahre ich in meine alte WG zu Jasi, weil wir einen Film schauen
wollten. Und zwar: Liebling ich habe die Kinder geschrumpft. Ein lustiger Film
aus den 80ern, den ich als kleiner Junge im Kino gesehen habe. Mir fällt auf,
wie amerikanisch er ist und wie mir das damals überhaupt nicht aufgefallen ist.
Der Sohn des verrückten Erfindervaters macht einen guten Spruch, als seine
Schwester ihm verkohlten Toast auf den Teller gibt: „Ich mache eine
Spezialdiät. Keinen giftigen Müll mehr.“ Haha,
gerade genau mein Geschmack. Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit
zappen wir und landen bei Vicky Christina Barcelona. Sehr interessant erzählte
Geschichte. Wir sehen die Szene, in der der Spanier die Frauen nach Oviedo
einlädt, mit ihm dorthin mit dem Flugzeug zu fliegen und gemeinsam Zeit zu
verbringen und miteinander zu schlafen. Es kann eine schöne Einstellung sein,
mit Liebe und Sexualität so offen umzugehen. Und es gibt auch viele gute
Argumente dafür. Ich gehe nun aber, will nicht weiter darüber nachdenken. Gute
Nacht Jasi, bis morgen. Als ich an der Eschholzstraße ankomme denke ich, dass
ich noch kurz in die Beatbar gehen könnte. Vielleicht ist Daniel da. Gesagt
getan und tatsächlich. Ich stelle mich zu ihm, er hat Zeit und es hängt gerade
niemand sonst bei ihm an der Anlage rum. Schön, dass ich mal diese Position
einnehmen kann. Ich würde gerne öfters mit ihm Zeit verbringen. Aber das klappt
nicht und erhält aber auch die Spannung in einer herzlichen Männerfreundschaft.
Nachdem wir uns von unseren neuesten Gedanken erzählt haben und nachdem ich
Bescheid gegeben habe, dass die Bötzeparty um einen Tag verschoben wird, gehe
ich nach Hause. In der Küche treffe ich Franzi mit Mareike. Zwei schöne Frauen,
die mich anlachen. Ich begrüße Mareike, die ich zwar schon kannte, aber nicht als
so interessant in Erinnerung hatte. Ich setze mich also noch in Jacke dazu und
quatsche mit den Mädels. Ich bin gespannt auf die nächsten Tage und darauf, mit
ihnen nach Bötzingen zu fahren. Müde gehe ich nun zu Bett. Gute Nacht!