Wieder mal klingelt der Wecker um 7:00 Uhr. So regelmäßig
immer dieselbe Uhrzeit, dass ich schon fast ohne Wecker wach werde. Um 8:15 Uhr
bin ich in der Uni. Die Vorlesungen sind heute zur Abwechslung mal sehr
interessant und ich fühle mich nicht, als wäre ich umsonst so früh
aufgestanden. Nach der Uni gehe ich im nächstgelegenen Wald eine große Runde
laufen. Es gibt in dem Wald zwei Laufstrecken, die von meinem Wohnheim aus
entweder 4,5 km oder 9,5 km betragen. Nicht gerade eine Glanzleistung, aber für
meine Verhältnisse schon eine ordentliche Strecke. Den restlichen Nachmittag
verbringe ich mal wieder mit der Ausarbeitung unserer Gruppenarbeit.
Abends bin ich bei einem Kumpel zum Abendessen eingeladen.
Er hatte leider nicht das Glück in dem Wohnheimviertel ein Zimmer zu finden.
Dafür liegt seine Wohnung näher an der Innenstadt und ist daher ein gern
aufgesuchter Ort, um sich für nächtliche Aktivitäten in der Innenstadt
vorzubereiten. Bei einem anderen Kumpel, der auf dem Weg dorthin wohnt, mache
ich einen kurzen Halt. Er hat mich gebeten, ihm meinen Rucksack für eine
Rundreise zu leihen. Ich ärgere mich darüber, dass ich ohne Reisepass nach
Schweden gereist bin und den Trip deshalb nicht selber mitmachen kann. Es geht
von Stockholm über Tallinn, Moskau, St. Petersburg und Helsinki wieder zurück
nach Stockholm. Meinen Rucksack soll er natürlich gerne haben, denn ich habe
derzeit ja keine Verwendung dafür.
Als ich gerade wieder auf mein Radel steige und losfahren
will, gibt es einen lauten Knall. Schnell ist mir bewusst, dass es gerade
meinen Vorderreifen zerlegt hat. Wieder einmal ärgerer ich mich! Diesmal, weil
ich noch vor einer Woche so naiv gewesen bin, nach einem Plattfuß nur den
Fahrradschlauch erneuert zu haben statt gleichzeitig auch Geld für den Mantel
auszugeben. Ich hatte doch ganz genau gewusst, dass der Mantel ebenfalls
hinüber ist, aber ich wollte ja unbedingt Geld sparen und habe es nicht
eingesehen, für die letzten sechs Wochen meines Aufenthaltes noch beides zu
erneuern. Wie auch immer, passiert ist passiert. Ich klopfe also erneut an der
Tür meines Kumpels und leihe mir sein Fahrrad.
Beim Abendessen gibt es einen Selbstkreierten
Hackbällchenauflauf, den wir mit Bier und Schnaps runterspülen. Die spärlich
eingerichtete Studentenbude bietet weder Esstisch noch Stühle. Ich sitze auf
dem tiefen Sofa und versuche mit halbwegs ernst gemeinten Tischmanieren von dem
Teller zu Essen, der neben Laptop und Vorlesungsunterlagen auf dem Schreibtisch
steht. Es klappt mehr schlecht als recht, aber da wir bereits Schnaps vor dem
Essen getrunken haben macht es niemandem etwas aus. Mir auch nicht. Zur
späteren Stunde gehen wir noch in die nächstgelegene Absteige. Zu unserem
Entsetzen sind wir fast die Einzigen, die ohne Halloweenoutfits auftauchen. Wie
bereits erwähnt ist dieser Verkleidungskram nichts für mich und ich
verabschiede mich an diesem Abend relativ früh. Als ich das Licht in meinem
Zimmer ausmache, steht auf meinem Wecker 1:30 Uhr. Ich brauche keine fünf
Minuten, um seelenruhig zu Schnorcheln.
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