Um 9:30 Uhr klingelt der Wecker. Als Nichttrinker ist es
einerseits beruhigend zu wissen, dass es am nächsten Morgen zu keinen
Startschwierigkeiten kommt, anderseits vermisse ich die Nachwirkungen des
Rausches vom Vortag. Gerade wenn etwas auf dem Programm steht, das überhaupt
nichts von mir abverlangt. Heute um 10:30 Uhr kommt nämlich die neue Turtles
Serie auf Nickelodeon und gleich eine Doppelfolge. Spannung erfüllt den Raum. Ich
gehe Brötchen kaufen. Zehn normale Brötchen für 2,50 Euro, das klingt fair.
Bis Jan zum Stadion fährt, Werder Bremen anfeuern, schauen
wir uns im ZDF die Wiederholung von Wetten Dass...? an. Letzten Monat habe ich
noch gescherzt, als nächstes macht der Atze Schröder den Assistenten und nun
ist es soweit. Ohne einen Proleten scheint es nicht zu gehen. Am schlimmsten
ist jedoch Beth Ditto. Die Sängerin der Band Gossip.
Dicke Menschen, die im Rampenlicht stehen, sind im Grunde
zum dick sein verdammt. Sie werden dafür gelobt trotz strengem Schönheitsideal so
lebensfroh und erfolgreich zu sein. Dabei werden sie nur hergezeigt. Mit so
einer Stimme wäre sie ohnehin bekannt geworden, leider steht sie nun für all
die dicken Teenies Pate. Ihr Image ist unweigerlich an ihrer Körperfülle
gebunden. Die dicke von Gossip. Und falls sie wirklich mal abnehmen will,
obwohl sie schon dutzende Male beteuerte, sich so wie sie ist wohl zu fühlen,
werden ihr sofort Probleme nachgesagt. Ein schlanker Elton beispielsweise,
undenkbar. Einmal das Dickerchen, immer das Dickerchen, bis sie tot in einer
Berliner Wohnung aufgefunden werden. Hallöchen, hallöchen.
Jan war ein unkomplizierter Gast. Für ihn hole ich sogar
mein zweites Frühstücksgeschirr hervor und ein zweites Handtuch habe ich auch.
Erzähl bitte allen, dass es bei mir normal abläuft. Wenn ich das selbst vermittle,
glaubt mir wieder keiner. Der Satz: bleib doch noch eine Stunde, ist das Höchstmaß
an Gastfreundschaft, das ich aufbringen möchte. Ansonsten bin ich Fan der
Selbstbedienung. So wie in den amerikanischen Sitcoms, wo der Nachbar, begleitet
vom Gegröle der Zuschauer, durch den Hintereingang die Küche betritt und sich
erstmal am Kühlschrank bedient. Alles andere strengt alle anderen viel zu sehr
an.
Heute setze ich mein erstes Spiel verletzungsbedingt aus.
Verletzt am Spielfeldrand stehen und nur Zuschauer zu sein, kann ich nicht
besonders gut. Dafür ist das Spiel in der Kreisklasse zu sehr vom Zufall
bestimmt. Das machen auch die Slapstick Einlagen nicht wett. Im Internet das
Ergebnis nachzuvollziehen, fällt mir nicht viel leichter. Die Mannschaft hat
verloren und das gegen einen Verein, der mehr nach unten schauen muss als nach
oben. Ich darf während meiner Verletzungspause nicht mehr auf die Ergebnisse
schauen! Ab jetzt.
Ich wollte eigentlich über den Freimarkt gehen, aber es
regnet und ach, was will ich da?
Dann schone ich lieber mein Bein und schaue fern. Who watches the Watchmen? Ich!
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