Donnerstag, 22. November 2012

Donnerstag, den 01. November 2012 - Thomas H



Heute steht der Termin beim Orthopäden an. Traue Niemanden, der keine Beschwerden hat, muntere ich mich auf. Ich nehme wieder Hobalala von Marc Fischer mit. Aus Angst das Buch zu schnell durchzulesen, habe ich seither nicht mehr reingeschaut. Es könnte ganz interessant sein, zu sehen, wie viele Seiten ich heute schaffe, respektive, wie lange ich heute warten muss. Zehn Seiten später bin ich dran. Der Arzt sieht aus wie Joachim Meyerhoff. So, als ob er mir schon etwas brechen werde, sollte er nichts finden. Eine Auszubildende im blauen Kittel schaut mich, während sie nach meinem Leiden fragt, lasziv über ihren Brillenrand an.

Hose runter, höre ich vom Arzt. Es gibt doch nichts Lächerlicheres als einen Mann in Shorts und hochgezogenen Baumwollsocken. Zum ersten Mal beginne ich zu verstehen, was Menschen an Tätowierungen finden. Ein chinesisches Schriftzeichen oder ein Rocker-Emblem auf der Wade würden mir, zumindest vor der Arzthelferin, vielleicht eine geheimnisvolle Aura verleihen und mich nicht dastehen lassen, als wäre ich beim Scheißen erschreckt worden.

Der Arzt sucht mit dem Ultraschallgerät, wobei er nicht mit dem Glitsch spart, unter meiner linken Kniekehle nach den von mir diagnostizierten Muskelfaserriss. Gefunden! Ich hatte recht!
Weiter ging es mit Röntgen. Mein rechtes Knie ist ebenfalls eine einzige Baustelle. 
Eigendiagnose: Außenband lädiert.
Diagnose: Kniescheibe überbeansprucht.
Das kann sich natürlich auch auf das Außenband auswirken, einigen wir uns auf Unentschieden. Mein Faserriss wird mit einer geruchsintensiven Schmiere behandelt und großflächig bandagiert. Der Hinweis des Arztes, er klebe die Mullbinde für den besseren Halt extra großzügig auf der Beinbehaarung ab, wird das spätere Entfernen nicht angenehmer gestalten.
Zur Entlastung der Kniescheibe werden mir Einlagen für die Schuhe verschrieben. Einlagen, Bandage, fehlt nur noch der Fahrradhelm und rabiate Hauptschüler gehen auf mich los. In der Orthopädietechnik ist es total nett. Nette Angestellte, netter Umgang, nette Zuzahlung. Ich komme mir beim bestellen der Einlagen richtig privilegiert vor.

Nach dem Arztbesuch gehe ich in die Stadt, strawanzen. Die Läden in der Bremer Innenstadt sind von mir über Jahre hinweg abgelatscht worden. Einzig die Menschen vor den Regalen sind neu, in den Regalen steht derselbe Krempel. Ob die Frauen in den Parfümerien wissen, dass sie nur aufgrund ihres Aussehens angestellt sind? Und wie Kundinnen darauf wohl reagieren? Mit Eifersucht, Mitleid oder mit Vertrauen in das Produkt?
Egal, ich jedenfalls kaufe dort nie etwas. Im Grunde genommen, starre ich im vorbeigehen nur umher. Mit dem Abgreifen des neuen Intro Magazins (Gratis) ist das Durchqueren der großen Kaufhäuser für mich ausreichend gerechtfertigt.
Das Studio Braun Projekt Fraktus ist auf dem Intro Cover und auf 3Sat und im Internet… Bildungsauftrag erfüllt.

Bei Hot Shots kippe ich auf dem Grabbeltisch mit den Zeigefingern in einem irrsinnigen Tempo die frisch eingetroffenen, gebrauchten Maxi Singles nach vorne. Klack. Klack. Klack.
„Habe ich. 90er. Lohnt nicht.“ Es ist wie eine Zeitreise. Unglaublich wer alles eine CD veröffentlichen durfte. Der halbe Big Brother Container saß schon mal in einem Tonstudio. Letztendlich hat es sich doch gelohnt. Für mich, für Walter aus dem Big Brother Haus weniger. Einen Lacher und eine Maxi CD nehme ich für insgesamt zwei Euro mit nach Hause. Der Lacher: Helge Schneider – Zwosprachig aufgewachsen. Die Maxi: Herbert Grönemeyer – Bleibt alles anders.

Vor dem Fernseher entlaste ich meine Beine. Tele 5 hat aufgerüstet. Peter Rütten, ehemaliger Chefautor der Harald Schmidt Show, hat seine eigene Sendung bekommen. Danach laufen bereits bekannte Folgen von Ulmen TV  und um 23:10 Uhr Stuckrad-Barre mit seinem eins gegen eins Polittalk. Fesselnd ist das Programm nicht, aber immerhin haben sich die drei gegen Rambo 2 – Der Auftrag durchgesetzt. Der Verband müffelt angenehm nach Heilsalbe.

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