Dienstag, 20. Mai 2014

Dienstag, den 29. April 2014 - Silke

Osnabrück - Kopenhagen 

Heute geht es zum Management-Meeting nach Kopenhagen – ein Tag voller Diskussionen und weniger Aktionen. Seit fast einem Jahr bin ich nun bei einer dänischen Firma in Anstellung. Die Firma gefällt mir gut, der Job macht Spaß und das Arbeitsverhalten der dänischen Kollegen macht die ganze Sache zu einer abenteuerlichen Herausforderung, die hautpsächlich darin besteht, nicht ausfallend zu werden.

Die Dänen sind die glücklichsten Arbeitnehmer der Welt (lt. Statistik). In Dänemark gibt es auch ein Wort dafür: Arbeitsglücklichkeit.

In der Theorie ist das ein tolles Konzept, in der umgesetzten Version (für nicht-Dänen) eher anstrengend: Angemessene Arbeitszeiten sorgen dafür, dass der gemeine Däne sich gegen 9 Uhr an den Schreibtisch bewegt, zwischen 9.30 Uhr und 12:00 Uhr in durchschnittlich 3-4 Meetings viel diskutiert, aber zu keinen Entscheidungen kommt, sich dann mit ein paar Gläsern frischer Milch zu Mittag (es gibt irgendwas mit Schwein) stärkt, um sich dann mit neuer Motivation weiteren Diskussionen bis ca. 16:00 Uhr zu widmen. Zwischendurch werden viele Emails geschrieben – alles, was nicht in Meetings diskutiert wird, muss per Email ausgetragen werden, das ist der Brauch. Kollegen, die nach 16:45 noch im Büro sind, sprechen von Burn-Out Gefahr und davon, wie sehr sie sich den Arsch aufreißen.
 

In Dänemark sagt man den Schweden nach, ein stressiges Leben für den Job zu führen und im allgemeinen die Karriere sehr zu pushen. Ich habe mal Interessehalber gegoogelt, der Schwede arbeitet im Durchschnitt 39.2 Stunden in der Woche.

Ich habe mich dafür entschieden, die positiven Aspekte in der Zusammenarbeit mit den Dänen zu sehen: Um mich von Handgreiflichkeiten selber abhalten zu können, wenn mir wieder ein Kollege sagt „Nein, dass gehört nicht zu meinem Job“ oder „Sehr lustig, ein Meeting nach 16.30 Uhr“, habe ich mich eingehend mit den gängigen Entspannungspraxen beschäftigt.

Manche sagen, ich wäre gleichgültiger geworden – aber ich weiß, dass es die Tiefenentspannung sein muss.

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