Donnerstag, 22. Mai 2014

Donnerstag, den 1. Mai 2014 - Ole

Die gute alte Zeit

Seit langem mal wieder ausgeschlafen – JEAH! Keinerlei Verpflichtungen heute – entspannt! Ich rolle mich aus dem Bett, rüber zum Plattenschrank und grabe mich völlig unbenommen durchs Regal. Ich bleibe bei dem Album „Overgrown“ von James Blake hängen. Hmmm ich weiß noch ganz genau, als ich diese Platte in der Sound Station in Kopenhagen gekauft habe. Viele schöne Erinnerungen gehen mir durch den Kopf. Das mag ich. Genau das richtige, um gut gelaunt in den Tag zu starten, auch wenn die Melodien selbst von jeder Menge Melancholie geprägt sind. Selbst das Gatefold-Cover erscheint mir melancholisch. Ich trinke einen Becher Kaffee und versinke mit jedem Titel tiefer in Gedanken. In der letzten Endlosrille angekommen, kehre ich zurück in die Gegenwart. Mein Unterbewusstsein möchte jetzt „Just A Blip“ von Arthur Russel hören. Den Gefallen tue ich mir. Danach geht’s duschen. Jetzt bin ich wach. Ich schiebe mir eine selbstgetuned‘te Tiefkühlpizza in den Ofen und stelle mir einen Timer. Der Klassiker, wenn ich mal alleine in meinem Elternhause war. Ich schalte meinen alten Fernseher ein und der Receiver möchte - wie immer wenn ich das Ding mal einschalte - irgendwelche Satelliten updaten. Ich aber nicht. Ich zappe durch das erste Dutzend Sender von fast 300 Kanälen, die kein Mensch braucht. Auf K1 läuft „Vier Fäuste Gegen Rio“. Ich freue mich, entscheide mich aber trotzdem eine halbe Stunde vor dem Ende zum Kranzbinden für die Hochzeit von Ayleen & Thorben zu gehen.

Darum dreht sich schließlich das gesamte lange Wochenende. Morgen ist Brückentag und standesamtliche Trauung mit späterem Polterabend. Samstag dann der Große Tag für A & T. Ich bin gespannt. Ich war zwar schon öfters auf Hochzeitsfeiern, aber es ist für mich die erste Hochzeitsfeier eines Freundes meiner gefühlten Generation, an der ich vollständig teilnehmen kann. Ich fange deshalb an, mich ganzheitlich mit diesem Thema auseinander zu setzen und mache alles was dazugehört mit, um dieses Phänomen auch einmal ausgiebig aus einer involvierten Perspektive zu betrachten. Sogar der Junggesellenabschied auf der Reeperbahn, der mich persönlich sonst immer sehr stört, wenn ich auf dem Weg zum Feiern in die Talstraße oder zum Hamburger Berg über die Reeperbahn muss, habe ich mitgemacht...

Was heißt heiraten und warum heiratet man wohl ein anderes Individuum? Abgesehen von steuerlichen Vorteilen, hat sich mir das bis jetzt immer noch nicht erschlossen. Eine Heirat ist für mich so bedeutungslos, wie der Valentinstag, Halloween oder auch die Figur des Weihnachtsmanns. Diese Bräuche sind meiner Meinung nach Humbug. Eine Tradition, die vorgibt wichtig zu sein, tatsächlich aber ein Schwindel ist. Liebe ist für mich keine Erwartungshaltung. Das kostbarste, was man einem anderen Menschen geben kann, ist ganz einfach seine (Lebens-)Zeit und nicht irgendein Versprechen vor dem Standesamt oder einem Gott.
– Ich muss gerade an „Manfred Mustermann“ vom Blumentopf denken –

Trotzdem: jede/r gerne so, wie sie/er glücklich werden mag. Außerdem freue ich mich natürlich auch auf die daraus resultierenden Feierlichkeiten. Das Kranzbinden erfüllt, wie erwartet, das traditionelle Klischee. Die paar Männer schleppen die schweren Äste rein und raus und trinken das Bier, während die wohlgenährten Frauen mit den Kindern auf wundersame Weise die kleinen Zweige zu einem schönen, grünen Kranz zusammenbinden. Nachdem die Kränze für die Kirche und die Feierstätte wiederum von Männerhand erfolgreich an den Türen angebracht wurden, machten sich alle Binder mit einem Kranz in Herzform auf den Weg zum Brautpaar in Spe. Dafür gab es anschließend im Garten ein paar auf die Zunge. Als es so langsam kalt wurde, machte ich mich mit meinem alten Freund und Kupferstecher Küppi auf den Weg nach Hause. Bei Ihm gab es neben einem Absacker auch noch einige Runden Tekken 3 und Tony Hawks Pro Skater 2 auf einer „gechip’ten“ Playstation 1. Auch das weckte viele Erinnerungen und bereitete großen Spaß.

Tune des Tages:              James Blake – Life Round Here

„Part time love is the life round here
We're never done
Everything feels like touchdown on a rainy day…”

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